No-AI-Bilder finden – ein Leitfaden

Bei all der Fülle an AI-Bildern im Internet, allen voran den sozialen Medien, kommt bei Autoren und Verlagen sowie anderen Redaktionen die berechtigte Frage auf, wie man denn heutzutage noch No-AI-Bilder für das eigene Projekt finden soll. Die Wenigsten sind geschult in der Erkennung solcher Bilder, um sie zuverlässig zu meiden oder gar darauf hereinzufallen. Zwar bietet Hive aus dem Hause Hive Motion, der derzeit beste KI-Detektor (KI ist das dt. Pendant zu AI) auf dem Markt, eine solide Unterstützung, aber entbindet einen halt nicht von der Verantwortung, noch einmal selbst genau hinzusehen.

Die Zuverlässigkeit von Hive wird übrigens durch die wissenschaftliche Untersuchung des IT-Forscherteams der Universität Chicago unter der Leitung von Prof. Ben Zhao bestätigt. Der Forschungsschwerpunkt des Teams liegt auf generisches maschinelles Lernen. Wenn also Hive positiv anschlägt, kann man darauf vertrauen, dass generative KI im Spiel ist. Bei einem negativen Ergebnis sollte man jedoch genauer hinsehen und prüfen, denn Hive hat eine leichte Fehlerquote bei der Negativ-Erkennung. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle liegt der Detektor richtig, sofern die Bilder unbearbeitet sind. Mit einer händischen Nachbearbeitung kann man jedoch eine positive Erkennung in eine negative drücken. Das gilt es im Hinterkopf zu behalten. Dieses Schlupfloch ist bekannt und wird auch benutzt.

Nachstehend nenne ich drei Möglichkeiten zur No-AI-Bilder-Suche, die nicht zwingend eine Unterstützung durch Hive benötigt. Man sollte das Tool aber jederzeit griffbereit haben, nur für alle Fälle.

1. Möglichkeit: Bildplattformen

Bei der Bildersuche kommt man um Bildplattformen heutzutage nicht mehr herum. Dabei gibt es kostenpflichtige und kostenlose. Den Unterschied machen die Bildlizenzen. Sucht man nach lizenzfreiem Material, kann man sich an Pixabay und Co. wenden, wo alle Bilder als lizenzfrei geführt werden. Hier sollte man jedoch aufpassen, denn nicht alle Anbieter sind vertrauenswürdig. Einige stellen gestohlene Bilder auf solchen Plattformen als ihre eigenen Bilder rein. Der Leidtragende ist später unter anderem der Nutzer dieser Bilder und nicht nur der Bild-Pirat. Wer sich dagegen absichern will, nutzt eine Rückwärtssuche im Internet. Dabei kann festgestellt werden, wo das Bild noch alles veröffentlicht ist. Taucht es auf kostenpflichtigen Portalen auf, gilt: „Finger weg!“ Aber auch wenn die Rückwärtssuche nichts dergleichen zutage fördert, ist das kein Garant dafür, dass das Bild vom tatsächlichen Urheber eingestellt wurde. Eine Restunsicherheit wird bleiben.

Empfehlenswerter sind dagegen kostenpflichtige Portale. Komplett ausschließen kann man auch hier betrügerisches Verhalten wie das eben erwähnte nicht, aber das kommt seltener vor und ihr habt durch euren Vertragsabschluss mit den Plattformen eine ganz andere Voraussetzung, was eure Haftung angeht. So viel dazu.

Der Aufbau all dieser Bild-Portale ist sehr ähnlich. Neben einem Suchfeld gibt es immer irgendwelche Einstellungsmöglichkeiten, mit denen man Suchergebnisse filtern kann. Welche Filter bereitgestellt werden, ist von Plattform zu Plattform unterschiedlich. Inzwischen dürfte aber überall ein KI-Filter zur Verfügung stehen. Leider sind die alles andere als zuverlässig, besonders nicht auf den kostenfreien Portalen.

Um gezielt nach No-AI-Bildern zu suchen, achtet auf die Einstellungen. Ihr solltet nicht nur das Suchergebnis chronologisch anzeigen lassen können, sondern auch noch das Datum der Veröffentlichung für das jeweilige Bild einsehen dürfen, wenn ihr es auswählt.

Hier ein kleines Fallbeispiel bei Pixabay:

Sucht nach dem Begriff „Wald“ und stellt die Anzeige für das Suchergebnis auf „Neu“. Damit werden die jüngsten Ergebnisse zuerst angezeigt und die ältesten stehen ganz hinten. Es gibt auch den Filter nach Veröffentlichungsdatum. Allerdings filtert der nur max. die letzten 12 Monate. Alles, was älter ist, fällt aus dem Suchergebnis raus und ist damit nicht für unsere Art der Suche interessant. Also wird dieser Filter ignoriert und wir lassen das ungefilterte Suchergebnis nur chronologisch listen.

Nun suchen wir uns die Angabe über die Anzahl der Seiten. Dort lässt sich auch vor- und zurückblättern. Meist befinden sich diese Angaben am Anfang und am Ende der angezeigten Ergebnisse. Man kann hier auch manuell eine Seitenzahl eingeben. Wir tippen die letzte Seite des Suchergebnisses ein und bestätigen mit Enter. Um nun das Veröffentlichungsdatum zu prüfen, wird eines der dortigen Bilder aufgerufen. Nachstehend seht ihr eines der Bilder auf der letzten Seite meiner Suche mit den dazu angegebenen Bilddetails.

Achtet immer auf das Datum. Es ist das wichtigste Indiz. Die massive AI-Bilder-Schwemme fand ab Juni/Juli 2022 statt. Sind bereits die ältesten Bilder mit einem Datum ab diesem Zeitraum versehen, kann die Suche abgebrochen werden. Wenn nicht, habt ihr soeben mit großer Wahrscheinlichkeit No-AI-Bilder gefunden. Warum sage ich „mit großer Wahrscheinlichkeit“? Nun, das liegt daran, dass die Entwicklung von Bildgeneratoren viel älter ist, als allgemeinhin bekannt sein dürfte und auch schon vor 2022 AI-generierte Bilder im Umlauf waren, allerdings nicht in einem so großen Ausmaß, wie das jetzt der Fall ist. Es kann also vorkommen, dass auch Hive bei Bildern von vor 2022 anschlägt. Schuld daran sind sog. GAN-Modelle, die Vorläufer der heutigen Bildgeneratoren wie Dall-E, Midjourney und Co.

Wer jetzt auch noch diese GAN-Erzeugnisse vermeiden möchte, sollte seine Bildersuche auf alles vor ~2016 begrenzen. Damit hat man für gewöhnlich noch immer sehr viel Bildmaterial zur Verfügung. Es kommt aber auch darauf an, was genau man sucht. Einige Motivanfragen liefern zahlreichere Ergebnisse als andere. Außerdem kann es vorkommen, dass Künstler ihre Kunstwerke von den Bildportalen entfernt haben. Das geschah z. B. auf DevianArt im Sommer/Herbst 2022 als Protest, weil DevianArt alle dort geposteten Kunstwerke für das Training diverser Generatoren abgetreten hat, ohne die Erlaubnis der Künstler einzuholen – eine Praxis, die leider auch andere Bildplattformen angewendet haben. Stattdessen luden zahlreiche verprellte Künstler ein No-AI-Image hoch, ein solches wie nachstehend abgebildet.

Created with GIMP

Leider wird dieser simple Kniff zur Suche nach No-AI-Bildern nicht von allen Bildplattformen unterstützt und sogar offen behindert. AdobeStock ist für unsere Art der Suche leider nicht zu gebrauchen, weil in den Bilddetails nirgendwo das Veröffentlichungsdatum auftaucht. Hier ist ein Beispielbild:

Quelle: AdobeStock

Natürlich ist das nur ein Ausschnitt, wie man unschwer erkennen kann. Um euch selbst davon zu überzeugen, dass die Angabe über das Veröffentlichungsdatum völlig fehlt, nutzt die Quellenangabe unter dem Bild.

Bei Shutterstock ist zwar das Veröffentlichungsdatum angegeben, aber die chronologische Sortierung fehlt. Hier ist die Suche nach No-AI-Bildern möglich, aber auch mühsamer als auf Pixabay.

Auf Depositfotos gibt es auch keine chronologische Sortierung der Ergebnisse. Aber wenigstens kann man das Veröffentlichungsdatum des Bildes in Erfahrung bringen. Dafür muss man das Bild aufrufen und den Reiter Datei-Information anklicken und den Anzeigentext erweitern. Erst dann wird das Datum sichtbar.

Wie ihr anhand dieser wenigen Beispiele seht, ist es gar nicht mehr so einfach an No-AI-Bilder zu gelangen. Pixabay ist das beste Beispiel, dass das sehr wohl machbar wäre, aber die meisten Bildplattformen verweigern einem diese Möglichkeit oder erschweren die Suche unnötig. Bei ihnen handelt es sich auch zumeist um welche, die einen eigenen Bild-Generator betreiben. Es ist daher nicht schwer zu erraten, woher die Motivation stammt, AI-Bilder in der Suche zu hofieren.

Rückwärtssuche

Nicht jedem ist klar, was es damit auf sich hat. Deswegen folgt hier ein separater Unterpunkt. Dabei sollte dieses Wissen aber heutzutage zu den festen Softskills eines jeden Autors, Verlegers oder Redakteurs gehören.

Für die Rückwärtssuche eines Bildes braucht man ganz klar erst einmal ein Bild. Anschließend ruft man Google auf. Neben der Eingabezeile befinden sich zwei Icons. Eines ist für die Suche nach Bilder gedacht. Klickt man darauf, öffnet sich eine Eingabemaske. Dort wird man gebeten das zu suchende Bild hochzuladen.

Entweder zieht ihr das Bild von eurem PC mit der Maus dorthin oder ihr geht über den Pfad, wo ihr es abgelegt habt. Es ist nichts anderes, als wenn ihr vom PC ein Beitragsbild bei Facebook oder Instagram hochladen würdet. Danach bestätigt ihr mit Enter und schaut euch das angezeigte Ergebnis an. Es lässt sich mit der Größe des Bildausschnittes vom hochgeladenen weiter variieren.

2. Möglichkeit: Künstler, Illustratoren, Zeichner

Eine zweite, eher weniger weitverbreitete Möglichkeit nach No-AI-Bildern zu suchen, ist, sich gleich an die entsprechenden Künstler zu wenden. Trotz der unschönen Begebenheiten von DevianArt und Co. sind die verschiedensten Künstler noch immer in den sozialen Medien präsent. Sucht bei Künstler-Profilen nach Reels, die deren Können über mehr als nur ein paar Sekunden zeigen, am besten in normaler Geschwindigkeit und nicht im Zeitraffer. Aber auch gut dokumentierte Arbeitsschritte in einfachen Bildvorschauen sind ein guter Hinweis auf Authentizität und Stil. Auch hier gilt die Jahresgrenze 2022. Wer davor absolut nichts im Portfolio nachzuweisen hat und dessen „Werke“ danach wie Pilze wild aus dem Boden sprießen, sollte mit größtmöglicher Skepsis begegnet werden.

Es empfiehlt sich „echte“ Künstler zu notieren, damit ihr sie nicht wieder verliert. Profile können gelöscht oder ihr blockiert werden. Aber eure Notizen bleiben und bilden euer persönliches Nachschlagewerk.

3. Möglichkeit: Selbst machen

Zuletzt sei euch noch die letzte Möglichkeit ans Herz gelegt, das Selbermachen. Okay, das hat nichts mehr mit einer Suche zu tun, außer man wird etwas philosophisch und meinte damit die Suche in einem selbst. Ich habe Verständnis, dass so gut wie niemand sich dieser Möglichkeit widmen wird, denn hierzu braucht man viel Zeit und Durchhaltevermögen. Talent wird überbewertet. Das Wenigste, was ihr dazu braucht, ist Talent. Zwar kann es helfen, aber es ist nicht das A und O in dieser Angelegenheit.

Am einfachsten umsetzbar sind noch Fotografien. Beinahe jeder hat ein Handy, das inzwischen über eine recht gute Kamera verfügt. Empfehlenswert ist jedoch eine separate Kamera, wahlweise mit Stativ und verschiedenen Objektiven. Die so geschossenen Bilder unterliegen eurem Urheberrecht. Besser kann es doch gar nicht kommen, oder? Ihr müsst nur euer Motiv wählen und knipsen. Dabei beachtet aber bitte diverse Rechte, z. B. das Persönlichkeits- oder Markenrecht, um keinen Ärger mit dem Gesetz zu bekommen.

Anschließend ist auch die Bildbearbeitung kein Thema. Nutzt dafür am besten Programme, die auf den Einsatz von generativer KI verzichten. Dazu fällt mir spontan GIMP ein. Ich nutze es schon seit über 10 Jahren. Ich kann damit alles realisieren, was ich möchte, sei es Bilder bearbeiten oder zeichnen. Es ist zudem Open Source und daher kostenlos. Eine gewisse Einarbeitung wird sich nicht umgehen lassen, aber damit habt ihr eine solide Lösung, die auf generative KI verzichtet. Außer ihr holt euch nachträglich Plugins ins Programm, die generative KI beinhalten. Auch das gibt es. Plugins sind kleine Erweiterungen, die von externen Entwicklern zur Verfügung gestellt werden. Also achtet auch hier auf Seriosität und enthaltene Technik.

Neben GIMP gibt es noch KRITA, wenn ihr es mit Selberzeichnen versuchen wollt. Mit diesem Programm habe ich jetzt keine Erfahrung, weiß aber, dass auch dieses als Open Source verfügbar ist. Die Einarbeitung in beide Programme kann langwierig sein. Daher empfehle ich euch auf Youtube oder in Foren nach Tutorials zu suchen. Sie sind wirklich sehr nützlich und helfen euch zielgerichtet weiter. Fortgeschrittene wechseln auch manchmal zu Tutorials für Photoshop. Zwischen Photoshop und GIMP gibt es gewisse Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Manchmal helfen auch diese Tutorials weiter, wenn man GIMP bereits in seiner Funktionsweise kennt und weiß, wie man gewisse Arbeitsschritte aus Photoshop dort nachstellen kann.

Fazit

Wie ihr seht, gibt es einiges bei der Bildersuche zu beachten, besonders wenn man nach AI-freien Material sucht. Aber es ist möglich. Außerdem ist es kein Hexenwerk, Bilder selbst herzustellen, und es erfordert auch keinen riesigen Geldbeutel oder Talent, sondern nur etwas Zeit, Geduld und Ausdauer.

Eure Rike.