CARA, die Bildplattform von Künstlern für Künstler

Seit über einem Jahr geht ein gewaltiger Aufschrei durch die Künstlerszene und die Bildplattform CARA ist eine ihrer Antworten. Schuld ist die generative KI, deren Wirken auf massenweise Urheberrechtsverletzungen begründet ist. Hinzu gesellten sich Bildplattformen, die angeheizt durch den KI-Boom, das Bildmaterial der dort ausstellenden Künstler fürs Training ihrer eigenen Bildgeneratoren nutzen. Ein Opt-Out wird schwer bis unmöglich gemacht und eine Entschädigung, wenn sie überhaupt angeboten wird, fällt gering und nicht transparent aus. Mit letzterem versehen Betreiber wie AdobeStock ihren Bildgenerator mit einem ethischen Label. Reine Augenwischerei.

Zwangsweise haben sich viele Künstler von diesen Bildplattformen zurückgezogen, obwohl Shutterstock, AdobeStock und Co. ihr Portfolio mit überragender Reichweite und Kauffunktion sind. Die Umsatzeinbußen und Rückgänge im Arbeitsangebot, seit die oben geschilderten Umstände anhalten und sich weiter etablieren, sind in einer jüngst veröffentlichten Studie (Hui et al. 2023) nachgewiesen worden.

Unter diesen widrigen Umständen hat die Künstlerin Jingna Zhang mit ihrem Team die Bildplattform CARA gegründet. Es handelt sich um ein aus Spenden finanziertes Projekt, das sich der Praxis der ungebremsten Urheberrechtsverletzungen entgegenstellt. Von Künstlern für Künstler heißt hier das Motto.

Keine generative KI

Auf Cara ist laut deren FAQ generative KI nicht erwünscht. Das wird auch so bleiben, solange sich keine weltweit ethische Umsetzung und gesetzliche Regulierung findet. Sollte es irgendwann einmal dazu kommen, könnten sich die Tore öffnen, aber dann nur unter strikter Kennzeichnungspflicht.

An dieser Stelle stellt sich immer wieder die Frage: Wie wird Bildmaterial auf KI geprüft? Immerhin muss CARA ja jetzt schon sicherstellen, dass keine unerlaubten KI-Erzeugnisse auf die Plattform gelangen.

Nun, einerseits nutzt das CARA-Team hierfür eine Softwarelösung, die natürlich nie 100% zutreffend erkennen kann. Aber andererseits besteht das Team aus professionellen Künstlern, die in manueller Erkennung extrem gut sind, eine Grundvoraussetzung für ihr Schaffen. Außerdem findet sich auf CARA die Möglichkeit, Bilder im Zweifelsfall separat einzureichen und prüfen zu lassen. An dieser Stelle könnte man den Schaffensprozess nachweisen, sollte ein Bild einmal falsch negativ oder falsch positiv erkannt worden sein.

Auf jeden Fall wird sich hier persönlich UND professionell um die Begutachtung gekümmert, was man von anderen Unternehmen, die eine KI-Kennzeichnung oder KI-Abfrage in jüngster Zeit eingeführt haben, nicht unbedingt behaupten kann.

Scraping Schutz auf CARA

Natürlich will CARA seinen Künstlern eine möglichst sichere Umgebung bieten. Es ist nicht bekannt, auf welche Weise die sog. KI-Crawler, die Daten fürs KI-Training aus dem Internet saugen, von der Plattform ferngehalten werden sollen. Aber CARA verbürgt sich dafür, den Schutz unter den derzeitigen Umständen so gut als möglich zu realisieren, kann ihn aber nicht zu 100% garantieren. Nachzulesen in den FAQ. Das mag auch der Grund sein, warum CARA eine Kooperation mit Glaze eingegangen ist und auch im späteren Verlauf Nightshade unterstützt.

Hierzu wurde kürzlich erst ein eigenes Dashboard in die Bildplattform integriert. Noch befindet sich alles in der Beta-Phase, daher wird vom CARA-Team gebeten, Glaze vom heimischen Computer zu nutzen, wenn Glaze dort läuft, oder auf Web-Glaze zurückzugreifen.

Was sind Glaze und Nightshade?

Glaze und Nightshade sind beides Tools zum Schutz von Bildmaterial, eine Art Schutzschicht auf dem Bild selbst. Glaze ist so konzipiert, dass es die KI daran hindert, den Stil eines Urhebers zu imitieren, sobald das Bild in die Trainingsdaten eingelesen wird. Dennoch kann die KI weiterhin erkennen, was sich auf dem Bild befindet. Auf CARA gibt es zusätzlich zu der obigen Verlinkung noch einen eigenen Blogbeitrag.

Nightshade hingegen verändert sogar die Wahrnehmung der KI. Es verwirrt sie, sodass sie bei Eingabe eines Promptes eine falsche Wiedergabe realisiert. Beide Tools wurden an der Universität von Chicago von einem Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Ben Zhao entwickelt. Nightshade befindet sich aktuell in der Prüfung, soll jedoch bald zur weltweiten Nutzung genauso kostenlos bereitstehen, wie es Glaze bereits seit Monaten ist.

Jobbörse auf CARA

Neben einem Portfolio und einer Timeline-Funktion bietet CARA auch eine Jobbörse für Künstler an. Hier werden Stellenangebote gelistet, natürlich nur wenn diese Jobs ohne KI-Einsatz auskommen. Das hier könnte ein echter Geheimtipp werden, nicht nur für Künstler, sondern auch für Unternehmen, die sich gegen die Nutzung generativer KI aussprechen. Davon gibt es aktuell noch viel zu wenige und die muss man halt auch erst einmal finden. Das hier könnte die Schnittstelle schlechthin dafür werden.

Fazit

Cara ist eine bislang einmalige Bildplattform, weil sie das Daten-Scraping fürs KI-Training nicht unterstützt und sogar aktiv bekämpft. Das Urheberrecht von Künstlern steht hier im Mittelpunkt. Auf dieser Basis können sich Künstler mit ihren Arbeiten relativ sicher präsentieren, vernetzen und Kontakte sogar zu Unternehmen knüpfen, die nicht pro KI eingestellt sind und auf die Schaffenskraft von Menschen setzen.

Jeder, der auf der Suche nach Kunst von Menschenhand und nicht von generativer KI ist, wird hier fündig. Einen Nachteil gibt es allerdings. Auf CARA kann man keine Bilder kaufen wie auf anderen Bildplattformen. Sie orientiert sich in dieser Hinsicht vielmehr an DeviantArt, von wo sich auch viele Künstler wegen des Daten-Scraping zurückgezogen haben. Allerdings ist es möglich, mit den Künstlern Kontakt aufzunehmen und sich auf diese Weise einig zu werden. Viele Künstler betreiben auch noch eigene Websites, von denen sie ihre Kunst verkaufen.

Ein Blick lohnt sich also auf jeden Fall. Bereits jetzt kann ich sagen, dass das Feeling dieser Seite ein ganz anderes ist. Man merkt den Unterschied von geballter Kunst aus Menschenhand Im Vergleich zu den mit KI-Erzeugnissen überfluteten anderen Plattformen. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Eure Rike Moor.