Was ist Mainstream?

Diese Frage werden sich vermutlich schon einige von euch gestellt haben. Immerhin bezeichne ich meine Bücher, meine Geschichten, als non-Mainstream. Eine wortwörtliche Übersetzung, der Begriff entstammt dem Englischen, hilft leider nicht weiter. Mit „Hauptströmung“ lässt sich in der Bücherwelt wenig anfangen, wenngleich es schon ein kleiner Fingerzeig ist. Mainstream ist vielmehr als kultureller Geschmack einer breiten Masse zu verstehen oder kurz gesagt Massenkultur.

Woran erkennt man Mainstream?

Gute Frage und zugleich eine sehr wichtige. Es gibt eine Reihe an Punkten, die einem helfen, ein Werk als Mainstream oder non-Mainstream einzuordnen. Geschichten sind allgemeinhin in Genre und Subgenre unterteilt. Einige Genre sind bei der breiten Masse richtig gefragt, während andere nur wenig gelesen werden. Das ist schon einmal ein guter Indikator dafür, es mit einem Mainstreamwerk zu tun zu haben, aber noch längst kein Beweis. Es lohnt sich daher, genauer hinzusehen.

Massentaugliche Geschichten besitzen ähnliche Erzählstrukturen, Abläufe, Handlungen, Charakterprofile und Charakterkombinationen. Es gibt also ein Schema F, nach dem sog. Mainstream-Autoren schreiben, weil diese Art der Geschichte gut bei den Lesern ankommt. Es wird also der Lesegeschmack einer breiten Masse bedient. Anders als bei einem kurzfristigen (Mode) Trend kann sich der Mainstream in der Bücherwelt lange konsequent halten.

Sehr oft bereitet ein Hype einem Werk den Weg in den Mainstream. Spätestens wenn andere Autoren ähnliche Werke veröffentlichen, weil das Ursprungswerk eingeschlagen hat wie eine Bombe, ist das ein sicheres Zeichen für den Mainstream. Handlung, Ablauf der Geschichte und die Charaktere variieren zwar, aber nur im engen Rahmen und besitzen eine unverkennbare wiederkehrende Ähnlichkeit, die die breite Masse an Lesern anzieht, sogar genreübergreifend.

Was unterscheidet den Mainstream vom non-Mainstream?

Individualität findet sich im Mainstream so gut wie nie und wenn dann in so geringen Mengen, dass es nicht zum Alleinstellungsmerkmal taugt, um sich von der breiten Masse abzuheben. Das aber wäre nötig, um die Grenze zu durchbrechen. Wenige Autoren gehen gerne das Risiko einer zu starken Abwandlung oder gar einer kompletten Neukreation ein. Leser sind Gewohnheitsmenschen, das muss man sich eingestehen und akzeptieren. Nicht umsonst haben es neue Genre oder gar Genremischungen schwer am Buchmarkt Fuß zu fassen. Leser von etwas Neuem zu überzeugen, ist schwer. Wenn das aber gelingt, kann daraus eine gut belesene Nische werden oder sogar mehr. Da steckt man nicht drinnen. Ein großes Hindernis ist natürlich der Lesegeschmack. Sind die Vorlieben der breiten Masse in einer Neukreation zwar bedient, aber zusätzlich mit Elementen verknüpft, die sie nicht oder kaum annehmen, kann ein Autor oder die Werbung zum Werk noch so grandios sein. Das Buch wird es schwer haben und nicht zum Mainstream zählen.

Gibt es Autoren, die bewusst non-Mainstream schreiben?

Ja, natürlich. Dafür gibt es unterschiedliche Motive. Für mich war das eine bewusste Entscheidung. Ich wollte mit meinen Geschichten und dem Setting dahinter hervorstechen, nicht gewöhnlich sein und etwas Neues bieten, zeigen, dass es mehr gibt, als auf dem Buchmarkt existiert. Fantasy ist ein so wunderbares Genre, grenzenlos an Möglichkeiten, ein riesiges Gebiet, um sich als Autor auszutoben, seiner Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Ich wollte nie in einer kleinen und exakt abgesteckten Bubble sitzen.

Außerdem kann ich nicht nach dem Geschmack anderer Leute schreiben. Ich schreibe, was mich interessiert, wie ich Geschichten liebe. Das fühlt sich für mich viel besser an, als wenn ich mich verbiegen müsste. So erreiche ich sicher nicht viele Leser, aber die, die ich erreiche, bei denen kann ich zu 90% sicher sein, den gleichen Lesegeschmack getroffen zu haben. Es gibt nämlich nicht wenige Leser, die nach einer gewissen Zeit gesättigt sind vom Mainstream und dann nach Abwechslung suchen, entweder zeitweilig oder auf Dauer. Einige davon finden ihren Weg zu mir. Ihr esst auch nicht jeden Tag das gleiche Gericht, oder?

Was ist nun besser: Mainstream oder Non-Mainstream?

Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, da mit der Entscheidung immer der persönliche Lesegeschmack einhergeht. Ich empfinde Mainstream als langweilig und vorhersehbar, weil Mainstream – siehe weiter oben – einen schematischen Aufbau besitzt. Ich möchte aber Überraschungen, Spannung, Neues erleben und entdecken. Dabei darf es gerne auch eine Liebesbeziehung geben, ich komme aber auch gut ohne klar und oftmals ist mir das sogar lieber, weil Liebesgeschichten als überaus mainstreamig (fast) überall eingebaut werden. Gut, ich habe auch eine in meinen Geschichten eingebaut, doch die kommt nur am Rande vor und dient meinen Protagonisten als zusätzlicher Motivationsschub, hat also eine richtige Funktion in meinem Plot. Außerdem ist der Rest vom Setting so sehr abseits vom Mainstream, dass ich mir diesen Luxus einfach gegönnt habe.

Zum Abschluss meines Artikels möchte ich noch ein Beispiel hervorkramen, das jeder kennt:
Harry Potter.

Als damals Harry Potter rauskam, habe ich die Bücher gerne gelesen. Heute zählt Harry Potter tatsächlich zum Mainstream. Das sieht man daran, dass Autoren mit ähnlich gestrickten Werken nachgezogen sind und die sich relativ gut verkauft haben und es teilweise noch tun. Aber sie reichen meiner Meinung nicht an das Original heran. So ist das übrigens mit vielen „Nacheiferern“ und anhand dieses Beispiels sieht man sehr schön, dass ein kreatives Werk, das zuvor niemand wollte, mit der Zeit einen neuen Mainstream begründen kann und von Kopien unerreicht bleibt. Insofern denke ich, lohnt es sich nur bedingt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, und ist wohl nur für diejenigen lukrativ, die gewisse Vorgaben beim Schreiben brauchen und im Jahr eine gewisse Anzahl an Werken abliefern müssen. Für wahre Kreativbomben unter den Autoren ist Mainstream eher weniger geeignet.

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