Schreiben ist ein Privileg, oder?

Betrachtet man sich die Kosten, die bei einer Veröffentlichung anfallen, könnte man durchaus auf den Gedanken kommen Schreiben ist ein Privileg oder Autoren sind privilegiert. Denn wie soll man all das Geld bei den gestiegenen Preisen noch aufbringen? So eine Veröffentlichung ohne laufende Marketingkosten kann je nach Projekt schnell mehrere 1000 € kosten. Ich kann diesen Gedankengang also nachvollziehen, wenn den jemand hegt. Und ja, es gibt definitiv Leute, die so denken. Ich bin ihnen schon selbst über den Weg gelaufen. Aber sie erliegen einem Trugschluss. Schreiben ist entgegen jeder Annahme kein Privileg, allerhöchstens ein Luxus. Die Bedeutung des Wortes Privileg lautet übrigens: ein Vorrecht, das eine einzelne Person oder eine Gruppe von Personen innehat.

Schreiben ist nicht gleich veröffentlichen!

Schreiben wird oftmals mit der kommerziellen Veröffentlichung gleichgesetzt. Darin liegt der eigentliche Fehler. Schreiben kann wirklich jeder. Dazu benötigt man nicht viel mehr als einen Stift, eine ausreichende Menge an Papier, Zeit, Sprachverständnis, Fantasie und Recherche. Das sind die Hauptzutaten fürs Schreiben. Möchte man Stift und Papier gegen digitale Varianten eintauschen, so muss man dank der Freeware auf dem Markt heutzutage auch kein Millionär sein. Alles, was man dann zahlen muss, ist der Strom für seinen PC, Laptop oder Tablet und selbigen natürlich und die Gebühr für die PC-Sicherheit und das Internet (Recherche und so), um digital arbeiten zu können. Nur wer ausgefeilte Programme wie Papyrus und Co. mit Zusatzfunktionen haben möchte, muss dann halt gewisse Anschaffungskosten oder sogar laufende Kosten berücksichtigen. Die sind jedoch variabel und geknüpft an die eigenen Erwartungen, aber nicht an das Schreiben generell.

Der Blick von außen auf Autoren und das Schreiben!

Wer also schreiben will, kann das mit sehr geringen Mitteln leicht realisieren. Das ist kein Privileg. Vielmehr wird das Schreiben und die Tätigkeit des Autors von der Außenwelt durch diese doch sehr leichte Zugänglichkeit als Hobby bzw. Freizeitvergnügen gesehen. Selbst viele Autoren bezeichnen sich als Hobbyautoren und ihre Schreiberei als Hobby. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Was nun, Hobby oder Privileg?

Eine mögliche Antwort für die Sichtweise dieser Hobbyautoren findet sich vielleicht in einem Satz, den jeder Autor schon mindestens einmal in seinem Leben gehört hat. „Sobald ich Zeit habe, schreibe ich auch mal ein Buch.“ Hier könnte also wirklich der Eindruck entstehen, man wäre als Autor privilegiert oder das Schreiben ist ein Privileg, weil man ja sehr viel Zeit hat, um sich dieser zeitaufwändigen Tätigkeit zu widmen, während andere (körperlich) hart als Angestellte malochen müssen. Aber auch hier gibt es einen Denkfehler!

Was das Schreiben wirklich ist!

Arbeit. Verdammt viel Arbeit. Es bedeutet Planung, Recherche und Sprachgeschick. Gewürzt wird alles mit viel Ausdauer, Geduld und auch Liebe zur Sache. Man muss für das Schreiben brennen, sonst macht es kaum Sinn, sich dem zu widmen. Diese Gesamtkomposition bedingt auch, dass man viel Zeit dafür aufbringen muss. Zeit, die man nicht bezahlt bekommt. Meist hat man nebenher noch einen Brotjob, um das eigene Leben zu finanzieren, und opfert seine Freizeit. Von dieser Perspektive betrachtet kann der Eindruck entstehen, das Schreiben handle sich um ein Hobby. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass Autoren an dieser Tätigkeit zuweilen auch noch Spaß haben. Spaß und Arbeit sind aber zwei sehr konträre Dinge in unserer Gesellschaft. Spaß hat oftmals nichts mit Arbeit zu tun oder darf damit nichts zu tun haben und Spaß soll möglichst wenig Kosten. So kommt es zu einem Dilemma.

Auf der einen Seite ist man als Autor aus der Sicht anderer also privilegiert, weil man genug Zeit zum Schreiben und auch noch Spaß daran hat und zum anderen ist man offenkundig privilegiert, weil man sich das Schreiben leisten kann. Obendrein muss man angeblich privilegiert sein, um sich eine Veröffentlichung leisten zu können.

Die Veröffentlichung!

Der Gedanke Schreiben ist ein Privileg ist, wie wir gesehen haben, nicht haltbar. Vielmehr sind die aufgedeckten Denkfehler bei vielen – oft auch Autoren selbst – der Auslöser für diese Fehlannahme. Durch die leichte Zugänglichkeit zum Schreiben steigt die Erwartung, dass es sich bei der Veröffentlichung genauso verhalten muss. Das stimmt aber nicht. Schreiben kann durchaus ein Freizeitvergnügen sein, aber der Akt der Veröffentlichung, insbesondere der kommerziellen, ist der Schritt in die Marktwirtschaft und damit in ein knallhartes Milieu. Mit der Überschreitung dieser Grenze verlässt man das Hobby und betritt das berufliche Umfeld. Hier ist alles von der finanziellen Basis abhängig.

Wer veröffentlicht, will auch gelesen werden. Ansonsten bräuchte es diesen Schritt nicht und entlarvt Ausreden wie „Ich schreibe nur so zum Spaß“ oder „Ich schreibe nur für mich“. Aber Leser haben ihre eigenen Ansprüche. Das betrifft nicht nur die Geschichte, nein, es ist auch die inhaltliche und formelle Qualität selbiger und die der Optik. Ignoriert man diese qualitätssichernden Maßnahmen, kann es schnell zu bösen Reaktion der Leser kommen und das erfreut keinen Autor – absolut nicht. Um also die Qualität einer veröffentlichten Geschichte so gut als möglich zu sichern, summieren sich zwangsweise die Kosten für Lektorat, Korrektorat, Buchsatz bzw. eBook-Formatierung und Coverdesign.

Spätestens jetzt dämmert es so manchem Autor, dass Spaß und Vergnügen, die in den Vordergrund geschoben wurden, unzureichend sind. Hier zählt das Geld. Eine kommerzielle Veröffentlichung kann finanziell die luxuriösen Höhen erklimmen. Aber damit sind wir noch immer weit davon entfernt, sagen zu können, Autoren seien privilegiert. Denn wir erinnern uns an die Bedeutung des Wortes Privileg: ein Vorrecht, das eine einzelne Person oder eine Gruppe von Personen innehat.

Beim Schreiben und Veröffentlichen gibt es allerdings kein Vorrecht. Jeder, absolut jeder, kann schreiben. Es ist eines der am leichtesten zugänglichen Dinge unserer Gesellschaft. Sogar der Weg in die Veröffentlichung ist dank des Selfpublishings so leicht wie noch nie. Die finanzielle Hürde ändert daran nichts. Sie ist Ausdruck der Professionalität, die mit dem Buchmarkt nun einmal Hand in Hand geht. Und selbst die Kosten kann man auf vielfältige Weise in den Griff bekommen. Entweder man eignet sich weitere Eigenschaften an. Hierfür bietet sich die Erlernung des Buchsatzes und der eBook-Formatierung genauso an wie das breite Spektrum des Coverdesigns, was natürlich wieder Arbeit bedeutet, weil man sich neues Wissen aneignen muss. Außerdem könnte dieser Punkt mit minimal zusätzlichen Kosten verbunden sein, wenn man sich die richtigen Programme anschaffen will. Oder man bedient sich der anderen, weniger zeit- und kostenintensive Variante und nutzt die vielfältigen Möglichkeiten des Crowdfundings.

Schlusswort

Wie ihr sehen könnt, kann das reine Schreiben ein Hobby sein, aber niemals ein Privileg. Wer schreiben will, soll das machen. Es ist eine erfüllende Tätigkeit. Aber man sollte die Arbeit, die für gewöhnlich dahintersteckt, nicht unterschätzen. Eine Geschichte zu erzählen, ist eine Kunst für sich, die erlernt sein will und Ausdauer sowie Sprachverständnis erfordert. Beim anschließenden Gang in die (kommerzielle) Veröffentlichung muss man sich jedoch klar machen, dass man den Bereich des Hobbys verlässt und sich nun in einem beruflichen Umfeld bewegt, wo andere Regeln gelten.

Eure Rike.

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