KI und die Kunst

Sicherlich hat der eine oder andere von euch schon davon gehört. Es gibt eine künstliche Intelligenz (KI), die Texte, ja ganze Geschichten schreiben können soll. Nun, das gibt es jetzt auch für die bilddarstellende Kunst, wie ich kürzlich erfahren habe. Natürlich wird diese neue Technik in den höchsten Tönen gelobt und rege benutzt, aber es gibt auch arge Schattenseiten. Dazu zählen Urheberrechtsverletzungen und Kundentäuschung seitens sog. AI-Artists – Künstler, die mit der KI ihre Kunstwerke erschaffen.

Aber beginnen wir einmal ganz vorne …

Dall-E 2 und GPT-3

So heißen die aktuell genutzten Bild- und Textgeneratoren. Sie sind frei im Internet zugänglich. Also kann auch jeder auf Knopfdruck sich sein Kunstwerk in Bild und Schrift binnen Sekunden erstellen lassen. Eine Verlinkung wird es von meiner Seite hier nicht geben, da ich diese Art von „Kunst“ nicht unterstütze. Weshalb das so ist, folgt an anderer Stelle.

Wie die Neue Züricher Zeitung jüngst zu diesem Thema schrieb, gibt es in San Francisco eine Ausstellung mit digital erzeugten Werken. Alles KI-basierend. Mit dieser Ausstellung soll öffentlich gemacht werden, dass die KI die Kunstszene revolutioniert hat. In der Tat werden die Programme seit Monaten rege benutzt. Auch auf Instagram sind derlei Werke aus privater Hand schon aufgetaucht und AI-Artists sind fleißig dabei, ihre Kundschaft mit künstlich entstanden „Werken“ zu beglücken.

Hierbei müssen nur eigene Fotos eingelesen und ein Stil vom User festgelegt werden. Die KI spuckt dann dazu passende Ergebnisse aus. Fertig, um für den jeweiligen Zweck eingesetzt zu werden. Kunst auf Knopfdruck. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, oder? Stimmt. Kommen wir so langsam zu den Schattenseiten und beginnen bei der Frage …

Was war nötig, damit Kunstwerke mittels KI entstehen können?

Zuerst einmal brauchte es ein bzw. gleich mehrere Programmierer. Denn hier handelt es sich um Programme. Ist logisch, oder? Als die KI programmiert worden war, benötigte sie aber Input also Lernmaterial. Das lieferten die Programmierer bzw. Techniker in Form von Kunstwerken aus Menschenhand. Und ab hier betreten wir das Feld der Urheberrechtsverletzungen. Es gibt nämlich eingelesene Werke – höchstwahrscheinlich eine sehr große Dunkelziffer – die ohne Zustimmung der Künstler zur Fütterung der KI genutzt worden sind. An dieser Stelle möchte ich zwei dieser Künstler namentlich hervorheben.

Kelly McKernan

Kelly ist eine unabhängige Künstlerin und lebt in Nashville, Tennessee (USA). Seit 2012 finanziert sie sich ihren Lebensunterhalt mit ihren Kunstwerken. Man findet ihre Aquarell- und Pastell-Gemälde in verschiedenen Galerien.

Nähere Informationen über sie könnt ihr hier auf ihrer Website nachlesen (https://www.kellymckernan.com/about). Aufmerksam auf Kelly bin ich allerdings auf Facebook (https://www.facebook.com/kellymckernanart) geworden. Dort schreibt sie in einem ihrer FB-Artikel:

„… if you haven’t been following my IG stories, my art has been trained on by AI without my consent or compensation. For some reason, I was one of the first 400 artists stable diffusion’s tech bros chose to train their database with.“

https://www.facebook.com/kellymckernanart/posts/pfbid0uQbvDHwmXQAP37oFjMZmrMrCa5kTBjAycgbnKfR4zaLoyvUwUCCXU8GFRRgwQhdLl

Dt. Übersetzung: „Wenn ihr meine IG Stories nicht verfolgt habt, meine Kunst wurde ohne meine Zustimmung oder Entschädigung von KI trainiert. Aus irgendeinem Grund war ich einer der ersten 400 Künstler, mit denen die Techniker von Stable Diffusion ihre Datenbanken trainieren wollten.“

Stable Diffusion ist übrigens ein weiterer Text- und Bildgenerator.

Iris Compiet

Iris ist ebenfalls eine Künstlerin, kommt allerdings aus den Niederlanden. Auch sie hat ihre Malerei zum Beruf gemacht. Anders als Kelly hat sie sich auf den Druck in Papierform spezialisiert. Von ihr gibt es Illustrationen in Büchern und vieles mehr. Nachzulesen hier: https://iriscompiet.art/

Auch auf sie bin via Facebook aufmerksam geworden. In ihrem dort verfassten FB-Artikel schreibt sie:

„FUCK AI! fuck it all! I have found so many of my faeries being used to train these machines to make “your art”, so fuck you, fuck you if you think it’s a tool, harmless or whatever. even using pages from my book, a creation so very important to me.“

https://www.facebook.com/iris.compiet/posts/pfbid02SGmu9RZTMmBjanXJ4VQC7EtbaEaMK8uLSxQruJJNDZppj6uguYhE3k7eh38Xsqtzl

Dt. Übersetzung: „FICK AI! Scheiß auf alles! Ich habe gefunden, dass so viele meiner Feen benutzt wurden, um diese Maschinen zu trainieren, um „deine Kunst“ zu machen, also fick dich, fick dich, wenn du denkst, es ist ein Werkzeug, harmlos selbst mit Seiten aus meinem Buch, eine Kreation, die mir so sehr wichtig ist.“

Die Wortwahl mag nicht schön sein, aber ich verstehe sie. In jedem Werk von Iris steckt viel Arbeit und vor allem Zeit. Ein Künstler wie sie oder Kelly benötigt etliche Stunden für seine Skizzen, Gemälde und Bilder. Ihre Wut ist gerechtfertigt. Irgendwer nimmt ihre Werke, füttert die KI damit, nur damit „Kunden“ auf Knopfdruck für kleines Geld irgendetwas in ihrem Zeichenstil ausgespuckt bekommen. Sie selbst verdient daran gar nichts. Aber ihre Arbeit dient als Vorlage. Ihr Können, für das sie Jahre ihres Lebens gebraucht hat, wird schamlos ausgenutzt.

Alleine das ist Grund für mich, solche Programme nicht zu nutzen, nicht zu empfehlen und deren Entwickler und die Unternehmen dahinter nicht zu unterstützen. Aber es geht noch weiter.

AI-Artists

So nennen sich Pseudokünstler, die auf der Basis von KI-Kunstwerken ihre eigenen erstellen, sprich höchstens noch geringe Nachbesserungsarbeiten – schärfen, filtern, retuschieren usw. – leisten, oder gleich ganz von der KI erstellen lassen. Es sind also Leute, die selbst zeichnerisch meist untalentiert sind und nur aufgrund von eingespeistem Talent anderer, „echter“ Künstler ihr Geld verdienen wollen. Dabei bleibt offen, ob deren Kundschaft über genau diesen Punkt ihres „Schaffens“ aufgeklärt ist.

Wenn ich hinginge und einen Künstler beauftrage, mir etwas zu zeichnen, geschähe das mit der Vorgabe, dass derjenige auch tunlichst selbst zeichnet. Ansonsten bräuchte ich diese Person ja gar nicht. Käme nachträglich heraus, dass eine KI mit im Spiel war und ich davon nichts wusste, weil ich zu keiner Zeit darüber aufgeklärt worden bin, wäre das Arglist und Kundentäuschung. Das ist hier in Deutschland auf jeden Fall vertragswidriges Gebaren und ahndungsfähig.

So ein Fall ist augenscheinlich auch Tiffany Roberts passiert. Bei Tiffany handelt es sich um das Pseudonym eines Autorenduos, wohnhaft in Middleton, Idaho (USA). (https://beacons.ai/authortiffanyroberts) Auf Facebook hat Tiffany Roberts den nachstehend ins dt. übersetzten Text gepostet:

„Normalerweise poste ich solche Dinge nicht oft, aber das muss gesagt werden, vor allem angesichts der ganzen KI-Arbeit: Autoren/Käufer aufgepasst.

Dieser Coverdesigner (Rainbow Danger Designs) teilte einige Covers, in denen sie behaupten, dass es sich um Originalabbildungen in Sie sind sogar auf ihrer Website, nachdem sie für 500 $ verkauft wurden. Darin heißt es: „Es beinhaltet das E-Book, die Druckfolie und die kommerziellen Rechte, die Illustration in der Ware Ihres Buches zu verwenden „.

Sie können keine Urheberrechte an KI generierte Arbeit haben. Und darüber zu lügen ist absolut falsch.

Jemand hat sich darüber auf dem Post mit dem Cover erkundigt und gefragt, ob es sich um KI handelt, und der Designer antwortete und sagte: „Ich habe es selbst mit meinem iPad gemalt. Ich benutze Photoshop auf dem endgültigen Bild für ein paar Farbwechselfilter und eine Schärfemaske „

Ich habe das dann auch in Frage gestellt, indem ich sagte, dass es für mich so aussah, als wäre es KI generiert, und fragte, ob sie den Prozess von Skizze bis Finale liefern könnten, denn Autoren wären diejenigen, die zur Verantwortung gezogen werden

Dieser Designer hat meinen Kommentar gelöscht und mich aus der Gruppe blockiert. Wenn das kein Beweis für ihre Schuld ist, dann… Ja. Ja. Ja.

Also Autoren/Käufer, aufgepasst und achtet darauf, was ihr kauft. Hab keine Angst, Fragen zu stellen. Fragen Sie nach ihrem Coverprozess. Und Designer, die das machen… Schämt euch, dass ihr Leute betrügt.“

https://www.facebook.com/tiffany.freund.5/posts/pfbid0Cp9CKycaoUu3vxXQDZp7tfQJ4BMVTcQrn6WM9jKzGPfw5u7kYNeAjS2YR7uNbcWMl

Fazit

Diese Kunst-KI mag eine Revolution in der Kunstszene ausgelöst haben. Aber sie schädigt die Künstler selbst. Nur auf Grundlage menschlicher Künstler ist die KI in der Lage, einen billigen Abklatsch dessen zu erzeugen, wofür ein wahrer Künstler Zeit und Können aufbringen muss. Entsprechend hochpreisig ist diese Kunst dann auch.

Wozu die KI aber nicht in der Lage ist, ist einen eigenen Stil zu entwickeln. Auch Menschen sind in der Lage, Stile zu kopieren, aber einen eigenen zu entwickeln, schaffen nur jene mit echtem Talent und die sollten gefördert und bewundert werden und nicht die, die auf Knopfdruck eine Kopie dessen erzeugen können.

Aufgrund des sehr hohen Missbrauchs an den Künstlern, der stattgefunden hat und noch immer stattfindet, kann ich jedem kunstliebenden Menschen nur abraten, solche „Produkte“, etwas anderes sind diese KI-Werke in meinen Augen nicht, in Auftrag zu geben und zu honorieren. Manche mögen hübsch anzusehen sein, aber sie untergraben die Existenzgrundlage „echter“ Künstler und bescheinigen der schaffenden Kunst, für ein Appel und ein Ei erhältlich zu sein. Es ist eine Entwertung künstlerischen Könnens.

Eure Rike Moor

Eine Antwort zu „KI und die Kunst“

  1. AI-Bilder: Was du wissen solltest. – Lektorat Moor

    […] meinem Blogbeitrag Kunst und die KI habe ich bereits ein paar Hintergründe und auch Geschädigte der AI-Szene offengelegt. Dennoch […]

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