Ersetzen Testleser den Lektor?

Diese Frage treibt so manchen Autor um, besonders wenn ein Auge laufend auf den zu erwartenden Kosten für einen professionellen Lektor ruht. Denn gute Profis kosten, das ist nun einmal so.

Erwartungshaltung an Testleser

Die Erwartungen, die Autoren nicht selten an Testleser stellen, sind ähnliche wie an einen Profi selbst. Sie sollen treffsicher Fehler aufspüren, sprachgewandt sein und Ahnung von der Romanstruktur haben. Das umreißt die drei großen Eckpfeiler sehr gut. All diese Fertigkeiten in nur einem Testleser zu suchen, wäre utopisch, außer die Person hat eine entsprechend fachliche Ausbildung und kein Interesse damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Denn Testleser werden mit einer Rohfassung konfrontiert, oft genug mit einer, der sich nicht jeder Lektor oder Korrektor annehmen würde, ehe nicht der Autor selbst die eine oder andere Überarbeitung vorgenommen hat. Das hat seine Gründe. Einen kleinen Abstecher in dieses Thema bietet mein Blogbeitrag „Wann ist es Zeit für ein Lektorat?“.

Woher kommen Testleser?

Da das Testlesen nicht unbedingt etwas mit Spaß zu tun hat, sondern in Arbeit ausarten kann, wenn man es ernsthaft betreibt und nicht nur ein Buch weit vor einer möglichen Veröffentlichung abgreifen will – davon gibt es auch genug Leute – wird sich ein Autor in seiner Familie, Freunden/Bekannten und bei seinen Fans, falls schon vorhanden, umhören. Manchmal sind Testleser auch unter wildfremden Personen über Gruppen der sozialen Medien oder Autorenforen zu finden.

Was leisten Testleser wirklich?

Die Leistung von Testlesern ist äußerst unterschiedlich. Es gibt sehr fähige und weniger fähige Testleser. Wenn keine fachliche Ausbildung zu deren Fähigkeiten zählt, verfügen sie über ihr Schul- und Allgemeinwissen und sind in den Genres, in denen sie tätig sind, belesen und kennen sich darin zuweilen ziemlich gut aus. Dabei sollten Autoren beachten, dass Testleser Schwerpunkte in ihren Fähigkeiten haben und es daher ratsam ist, sich mehrere zuzulegen, deren Fähigkeiten sich ergänzen.

Generell können Testleser Logikfehler aufdecken, einmalig auftretende genauso wie jene, die sich fortführen. Zudem können sie die Wirkung eines Textes gut einschätzen, besonders dann, wenn sie der eigentlichen Zielgruppe entspringen. Dieses Wissen ist für den Autor überaus kostbar.

Allerdings dürften Testleser nie alle notwendigen Bereiche abdecken und damit den Profi entbehrlich machen.

Problematische Bereiche dürften sein:

  • Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik – es gibt so viele Regeln und Zweifelsfälle und regionale Unterschiede, dass sogar Profis mit ihrem geschulten Auge immer mal wieder nachschlagen müssen.
  • Einhaltung von Erzählperspektiven – Grobe Abweichungen fallen meist auch Testlesern auf, minimale Abweichungen, die unterschwellig das Leseempfinden tangieren, eher selten.
  • Spannungsbogen – es gibt mehrere verschiedene Romanstrukturen, die den Spannungsbogen individuell beeinflussen. Ein Profi ist hierfür auf jeden Fall die bessere Wahl.
  • Stilmittel – Profis verfügen meist über mehr Erfahrung und Feingefühl hinsichtlich der passenden Stilmittel der verschiedensten Genres. Besonders bei den immer häufiger auftauchende Genremixes ist das wertvoll.
  • Befangenheit – Während Testleser, die einem auch privat nahe stehen (z. B. Familienmitglieder oder Freunde), oft dazu neigen, einem nicht immer alles an Kritik zu sagen, ist das bei professionellen Lektoren und Korrektoren anders. Sie werden schließlich für ihre schonungslose Ehrlichkeit bezahlt. Schonungslos ist aber nicht gleichbedeutend mit fehlendem Fingerspitzengefühl.

Fazit

Gut ausgewählt können Testleser eine hervorragende Möglichkeit sein, das eigene Werk vorab so zu schleifen, dass die Kosten bei einem Profi möglichst gering ausfallen. Aber sie werden nie einen Profi komplett ersetzen können. Autoren machen hier gerne Abstriche. Inwiefern das sinnvoll ist, muss jeder selber wissen. Was für einen reinen Hobby-Autor, der nur zum Spaß schreibt und veröffentlicht, nachvollziehbar und legitim wirkt, ist für den (semi-)professionellen Autor weniger ratsam. Das Risiko, sich die Leser durch zu viele Fehler und Unstimmigkeiten zu vergrätzen, ist deutlich größer und kann im Zweifel schlechte Rezessionen und Absatzminderungen nach sich ziehen. Meine Empfehlung geht dahin, eine Kombination aus Testleser und professionellem Lektor/Korrektor zu nutzen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Wie wird man Lektor?

Heute ist es mir ein persönliches Anliegen, über den Werdegang eines Lektoren zu schreiben. In Anbetracht dessen, dass mir immer wieder Beiträge bei Facebook oder Instagram auffallen, wo Kollegen mit ihrer Ausbildung zum Lektor werben und das groß in Szene setzen, ist es an der Zeit, einiges richtig zu stellen. Immerhin wirkt so ein Aushängeschild wie ein Magnet, weil es impliziert, dass da jemand wirklich vom Fach ist und Ahnung hat. Das erwartet man schließlich von jemandem mit Ausbildung und wähnt sich gut aufgehoben.

Auf die meisten Lektoren trifft das auch zu. Aber Obacht! Wenn zu sehr darauf hingewiesen wird, kann etwas faul sein. Schaut also besser einmal mehr und genau hin.

Allgemeines zur Ausbildung!

Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung. Es gibt staatlich anerkannte Berufsausbildungen und die berufliche Weiterbildung in Form von Qualifikationen, weil sie nur einen Teil Fachwissen vermitteln. Eine fundierte Ausbildung ist hier Voraussetzung. Ein Merkmal der staatlich anerkannten Berufsausbildung ist die sog. Ausbildungsverordnung. In ihr werden Lehrinhalte festgehalten. Hinzu kommt ein Ausbildungsrahmenplan, der die zeitliche Abfolge bereitstellt. All das und die Liste der anerkannten Ausbildungsberufe kann beim BiBB (Bundesinstitut für Berufsbildung, https://www.bibb.de) eingesehen werden.

Ein weiteres Merkmal für eine anerkannte Berufsausbildung ist der Schutz der beruflichen Bezeichnung und/oder die Erlaubnis, die Tätigkeit auch ausführen zu dürfen.

Hierzu habe ich drei Beispiele herausgepickt.

Konditor
Der Konditor ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die Bezeichnung ist geschützt und es ist Privatpersonen nicht erlaubt, in diesem Rahmen kommerziell tätig zu sein. Im Klartext heißt das, dass man sich ohne diese Ausbildung nicht Konditor schimpfen oder (im heimischen Umfeld) nicht für andere gegen Bezahlung backen darf. Verschenken oder Bereitstellen bei einem Basar ist dagegen aber sehr wohl erlaubt.

Mediendesigner
Auch der Mediendesigner ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Anders als zum Konditor ist es Menschen, die keine fundierte Ausbildung in dem Bereich abgeschlossen haben, durchaus erlaubt, diese Tätigkeit kommerziell anzubieten, aber sie dürfen sich nicht als Mediendesigner bezeichnen.

Lektor
Laut dem BIBB ist der Lektor KEIN anerkannter Ausbildungsberuf und kann daher von jedem ausgeübt werden. Ebenso kann sich jede Person so nennen. Es gibt da keine Verbote oder Grenzen.

Ausbildung zum Lektor

Obwohl der Lektor kein anerkannter Ausbildungsberuf ist, ist es dennoch möglich, sich dahingehend „ausbilden“ zu lassen. Das klingt jetzt wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Wie vielen bekannt ist, gibt es den Lektor noch heute als Angestellten in Verlagen. Er besetzt einen Posten im Qualitätsmanagement des Verlagssortiments. Schließlich achtet der Lektor auf die Qualität der vom Verlag herausgegebenen Literatur. Aber nicht nur das, er managt in enger Zusammenarbeit mit anderen Verlagsabteilungen (z. B. Marketing, Finanz- und Vertragsabteilung) ganze Buchprojekte. Die gleiche Arbeit fällt auch seinen freiberuflichen Pendants zu.

Für beide, Verlagslektor und freiberuflicher Lektor, gibt es nun drei seriöse Wege des Werdeganges.


1. Studium
Der Weg des Studiums führt über einen der folgenden Studiengänge: Germanistik, Buchwissenschaft oder Buchhandel/Verlagswirtschaft. Voraussetzung für ein Studium ist die Hochschulzugangsberechtigung. Der Abschluss wird als Bachelor of Arts oder Master of Arts bezeichnet.

2. Ausbildung im Buchhandel
Als ausgebildeter Buchhändler erhält man ein umfangreiches Wissen über die vorhandene Literatur, Bezugsquellen und geschäftlichen Abläufe. All das wird bei Verlagen als Vorwissen sehr geschätzt und ist für die Tätigkeit als Lektor nicht unerheblich. Die Kenntnisse der unterschiedlichen Genres und Subgenres sind essentiell.

3. Ausbildung im kaufmännischen Beruf
Für den kaufmännischen Bereich kommen Berufe wie Medienkaufmann in Digital und Print genauso infrage wie Kaufmann für Büromanagement. Beide Berufe bringen ein umfangreiches Wissen in der Programmführung mit sich. Als Lektor muss man zwingend mit einem gewissen Handwerkzeug ausgestattet sein und die Arbeiten heutzutage erfolgen fast nur noch digital, in Wort und Schrift genauso wie in bildlicher Darstellung. Als Kaufmann für Büromanagement lernt man unter anderem noch intensiver in den Bereichen: Vertragsrecht, Finanzrecht, Buchhaltung, Kundenkommunikation, Organisation, Kalkulationen usw. All das wird bei einem Lektor im Verlagswesen und Freiberuf gleichermaßen abverlangt.


Nach erfolgreichem Abschluss von mindestens einer dieser drei Möglichkeiten ist man bei weitem noch kein Lektor, aber es stehen einem die Türen im Verlag offen, wobei Verlage den Uni-Absolventen nicht gerade selten bevorzugen oder gleich selbst die entsprechend anerkannte Ausbildung ausschreiben und dann die Weiterbildung zum Lektor daran knüpfen.

Oder man wählt die freiberufliche Schiene und legt einfach los, weil man sich ja zu jederzeit als Lektor bezeichnen kann, sei es nun mit oder ohne Ausbildung. In dem Fall spart man sich die angeschlossene Fortbildung, die gut und gerne auch noch einmal bis zu 2 Jahre dauern kann, sofern sie nicht parallel zur anerkannten Berufsausbildung gelaufen ist.

Wieso ist die Weiterbildung nötig?

Mit dem Studium oder einer Berufsausbildung hat man bereits einiges an Wissen und an Fertigkeiten gesammelt, die als Lektor unerlässlich sind. Das gilt insbesondere für diejenigen, die freiberuflich arbeiten. Denn sie sind ihr komplettes Büro: Vertrags- und Finanzabteilung in einem. Da sollte man schon wissen, was man tut. Aber das Spezialwissen, das es braucht, um effektiv als Lektor arbeiten zu können, ist bestenfalls in den Anfängen vorhanden. Das ist auch davon abhängig, ob praktische Erfahrung in Form von Praktika oder Volontariat dabei waren. Immerhin gibt es bei jedem Studium und jeder Berufsausbildung auch einen praktischen Teil.

Wer sich für den Verlagsweg entscheidet, ist auf jeden Fall gut beraten, seine praktische Erfahrung bereits während der Ausbildung dort zu suchen. Aber nicht jeder hat das Glück, bei einem Verlag zu landen. Daher ist es angeraten, das nach Abschluss des Studiums nachzuholen. Denn die Arbeit beim Verlag schult das Auge für interne Abläufe und hinsichtlich des Verlagsprogramms. Zudem steckt man dann schon ein gutes Stück in der Materie drinnen und kann sein Wissen sowie die bisher erlangten Fertigkeiten verfeinern.

Wer sich nach einer Berufsausbildung für den Weg der Selbstständigkeit in Form des Freiberufes entscheidet, ohne zuvor groß praktische Erfahrungen im Verlagswesen oder den Buchhandel gemacht zu haben – was auch vorkommt – sollte sich um eine externe Weiterbildung bemühen. Sie erfolgt oft in Form von Berufsqualifikationen und kann von diversen Institutionen ausgeschrieben sein. Die Angebote sollte man tunlichst genau prüfen, weil es auch hier schwarze Schafe gibt. Dazu weiter unten mehr.

Möglich ist es auch, sein Praktikum in einem Lektoratsbüro zu machen. In dem Fall handelt es sich um einen unabhängig tätigen Lektor, der vermutlich noch andere Angestellte hat und daher ein Gewerbe betreibt. Auch das gibt es. Wer sich für den Unterschied Freiberuf und Gewerbe interessiert, darf sich hier einfinden. Es kommt aber auch vor, dass sich angehende Lektoren als Testleser anbieten, um so ihre Erfahrungen auf sehr kostengünstigen Weg zu erlangen.

Zusammenfassung!

Eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Lektor gibt es nicht. Der seriöse Zugang erfolgt über ein Studium oder eine fundierte Berufsausbildung und dauert in der Regel bis zu 3 Jahre, verkürzt auf 2 Jahre, wenn es auf dem zweiten Bildungsweg passiert. Ein Abschluss ist in jedem Fall ein Qualitätsmerkmal. Weiterbildungen erfolgen in Verlagen oder durch externe Angebote und werden bei erfolgreichem Abschluss mit Zertifikaten belegt.

Vorsicht bei Ausbildungsversprechen!

Nachdem die Rahmenbedingungen geklärt sind, möchte ich zum Abschluss noch eine Mahnung aussprechen. Es sind immer wieder Angebote im Internet unterwegs, die eine schnelle und kompetente Ausbildung zum Lektor versprechen. Darauf folgen dann nicht selten die eingangs erwähnten Aushängeschilder. Lektoren werben groß mit ihrer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung, um Pluspunkte zu sammeln. Manche benennen dabei sogar noch die (angebliche) Ausbildungsstätte.

Wie die dargelegten Inhalte in diesem Blog zeigen, braucht es seine Zeit, um sich Fachwissen sowie Fertigkeiten anzueignen. Innerhalb weniger Wochen ist das nicht leistbar. Selbst wenn ein gewisses Maß an Grundwissen vorliegt, das aber nicht durch eine der genannten Ausbildungen oder des Studiums gestützt ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass solche Ausbildungsversprechen das halten, was sie im Interesse der späteren Kunden (Autoren) sollten.

Um den Lektoren oder sogar die Ausbildung näher zu beleuchten, ist es angeraten, auf nachstehende Fragen eine Antwort zu bekommen. Kann der Lektor eine Zertifizierung oder etwas Ähnliches vorweisen? Schreiben kann man immerhin viel. Erfolgte die Ausbildung bei einer zertifizierte Lehrkraft bzw. anerkannten Stelle?

Die Überprüfung der Ausbildungsstätte ist insofern sinnvoll, da eine Weiterbildung immer mit vermitteltem Fachwissen einhergeht. Leute, die so etwas machen, werden Trainer genannt oder auch Coaches. Sie sind entweder festangestellt oder selbstständig gewerblich tätig. Allerdings brauchen sie für ihre Tätigkeit eine Trainerlizenz (Zertifizierung) und die Vergabe erfolgt über die IHK. Es sind also erfolgreich abgeschlossene Lehrgänge erforderlich.

Fazit!

Egal was ihr seid, Autoren auf der Suche nach einem Lektor oder jemand, der eine Ausbildung zum Lektor machen möchte, seid vorsichtig und überprüft die Versprechen in den jeweiligen Werbebeiträgen, ganz besonders wenn noch keine einsehbaren Referenzen vorliegen. In der Werbung werden nicht immer die richtigen Bezeichnungen verwendet, sondern das, was gut klingt und eine ähnliche Bedeutung hat, in der Hoffnung, die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Eure Rike.

Freiberufler oder Gewerbetreibender

Seit ein paar Jahren bin ich schon als Lektorin & Korrektorin unterwegs. Ganz zu Anfang musste auch ich mich fragen: Bin ich nun Freiberufler oder Gewerbetreibender? So trivial wie manche meinen, ist die Antwort hierauf jedenfalls nicht. Man muss sich sehr genau mit der eigenen Tätigkeit beschäftigen, um darauf eine Antwort zu finden. Immerhin gibt es ein paar gesetzliche Bedingungen zu berücksichtigen. Beides geht Hand in Hand. Also beginnen wir dort, wo auch ich angefangen habe: am Anfang.

Der Einstieg

Lektor oder Korrektor wird man nicht über einen Lehrberuf. Meist kommt man als Quereinsteiger oder durch ein Germanistik-Studium mit diesem Arbeitsumfeld in Verbindung. Letzteres war neben dem Volontariat die Einstiegsmöglichkeit bei Verlagen, um sich in dem Tätigkeitsfeld zu etablieren. Heute ist das eher selten geworden, weil das Outsourcen von Fachkräften günstiger für Unternehmen ist. Verlage bilden da keine Ausnahme.

Wie gesagt fällt der Beruf des Lektors oder Korrektors nicht in den Bereich der Lehrberufe. Daher kann man sich ungestraft ganz einfach so bezeichnen, ohne einen Abschluss vorweisen zu müssen. Zumindest hier in Deutschland. Wie das in anderen Länder aussieht, kann ich nicht beurteilen. Diese unkomplizierte Handhabe kommt vor allem den Quereinsteigern zugute. Quereinsteiger haben meist auf individuellem Weg ihre Qualifikationen erlangt. Ich setze das jetzt einfach mal voraus und blende die vielen schwarzen Schafe aus, die es aufgrund der Bezeichnungsfreiheit leider auch gibt.

Für beide Berufswege – über den Verlag oder als Quereinsteiger – gibt es jetzt nur die Möglichkeit der Festanstellung oder der Selbstständigkeit. Somit stellt sich die Frage: Bin ich jetzt Freiberufler oder Gewerbetreibender?

Die Selbstständigkeit!

Es gibt als Selbstständiger genau zwei Möglichkeiten. Entweder man ist man Freiberufler oder Gewerbetreibender.


Merksatz:
Ist man nicht das eine, so ist man automatisch das andere.


Das Problem besteht also darin, das eine zumindest auszuschließen. Bei Berufen, die keiner anerkannten Lehre entspringen, kann das zuweilen problematisch sein. Am einfachsten ist es, sich die Freiberufe anzusehen. Dieses Feld der Selbstständigkeit ist bedeutend leichter zu überblicken. Der Ansatzpunkt sollte die Gesetzeslage sein. Hierzu gibt es § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG.

Darin steht:

„Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit. 2Zu der freiberuflichen Tätigkeit gehören die selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit, die selbständige Berufstätigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Notare, Patentanwälte, Vermessungsingenieure, Ingenieure, Architekten, Handelschemiker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, beratenden Volks- und Betriebswirte, vereidigten Buchprüfer, Steuerbevollmächtigten, Heilpraktiker, Dentisten, Krankengymnasten, Journalisten, Bildberichterstatter, Dolmetscher, Übersetzer, Lotsen und ähnlicher Berufe. 3Ein Angehöriger eines freien Berufs im Sinne der Sätze 1 und 2 ist auch dann freiberuflich tätig, wenn er sich der Mithilfe fachlich vorgebildeter Arbeitskräfte bedient; Voraussetzung ist, dass er auf Grund eigener Fachkenntnisse leitend und eigenverantwortlich tätig wird. 4Eine Vertretung im Fall vorübergehender Verhinderung steht der Annahme einer leitenden und eigenverantwortlichen Tätigkeit nicht entgegen;“

(https://www.gesetze-im-internet.de/estg/__18.html)

All die hier aufgeführten Berufszweige sind sog. Katalogberufe und zeichnen sich durch eine persönliche, hohe schöpferische, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen aus. Wer sich näher mit dem entsprechenden Paragraphen (§ 1 Abs. 2 PartGG) beschäftigen will, geht bitte einmal hier entlang. (https://www.gesetze-im-internet.de/partgg/__1.html)

Halten wir die Katalogberufe noch einmal übersichtlich fest. Da hätten wir:

  • Ärzte, Zahnärzte. Tierärzte,
  • Rechtsanwälte, Patentanwälte,
  • Notare,
  • Vermessungsingenieure, Ingenieure,
  • Architekten,
  • Handelschemiker,
  • Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Steuerbevollmächtigte, vereidigte Buchprüfer, beratende Volks-und Betriebswirte,
  • Heilpraktiker,
  • Dentisten,
  • Krankengymnasten,
  • Journalisten,
  • Bildberichterstatter,
  • Dolmetscher,
  • Übersetzer,
  • Lotsen

Neben den Katalogberufen gibt es weitere Berufe, die laut dem Bundesfinanzhof als Freiberufe gewertet werden. Zu denen gehören:

  • Tätigkeit als Diplom-Informatiker oder Diplom- Mathematiker,
  • Fleischbeschauer,
  • Hebamme, Entbindungspfleger, Diätassistenten,
  • Patentberichterstatter mit wertender Tätigkeit,
  • Prozessagenten,
  • Zahnpraktiker,
  • Gutachter,
  • Altenpfleger, soweit keine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt,
  • Ergotherapeuten,
  • Krankenpfleger/Krankenschwestern, soweit keine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt,
  • Logopäden,
  • Staatlich geprüfte Masseure, Heilmasseure, soweit diese nicht lediglich oder überwiegend kosmetische oder Schönheitsmassagen durchführen,
  • Medizinische Bademeister, soweit diese auch zur Feststellung des Krankheitsbefunds tätig werden oder persönliche Heilbehandlungen am Körper des Patienten vornehmen,
  • Medizinisch-technische Assistenten,
  • Orthopisten,
  • Psychologische Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche,
  • Podologen,
  • Rettungsassistenten

Aber das ist noch nicht alles. Es gibt noch die sonstigen Selbstständigen, die keine Gewerbetreibenden sind und ebenfalls in die Kategorie Freiberuf fallen. Das wären dann:

  • Testamentsvollstrecker,
  • Vermögens-, Insolvenz-, Vergleichs- oder Zwangsverwalter,
  • Aufsichtsratsmitglied,
  • Schiedsmann,
  • Berufsmäßiger rechtlicher Betreuer,
  • Tagesmutter,
  • Ehrenamtliches Mitglied kommunaler Vertretungen (z.B. Ortsbürgermeister, Landrat, Kreistagsabgeordneter),
  • Einnehmer einer staatlichen Lotterie (wenn diese nicht ausnahmsweise gewerblich sind).

(Quelle der kompletten Auflistung: https://www.buhl.de/steuernsparen/beruf-aus-dem-katalog)

So nun kennen wir die Rahmenbedingungen und wissen, welche Selbstständigen sich als Freiberufler bezeichnen dürfen. Eines fällt sofort auf, die Auflistung kann nicht vollständig sein. Der Korrektor ist dort genauso wenig aufgeführt wie der Lektor oder sogar der Autor. Letztgenannte gelten aufgrund ihres hohen künstlerischen Potentials definitiv als Freiberufler und sind damit eigentlich kein Streitfall (mehr dazu weiter unten), obwohl sich da so manches Finanzamt am Anfang auch gerne einmal querstellt. Denn bei denen wird man sich früher oder später sowieso melden müssen. Selbstständigkeit ist in jedem Fall anmeldepflichtig und dann muss man auch angeben, ob es sich bei der anzumeldenden Tätigkeit um ein Gewerbe oder einen Freiberuf handelt. Notfalls wird auch eine Erklärung fällig, warum die Anmeldung als Freiberufler erfolgt, wenn die Angabe von der Meinung des Finanzamtes abweicht.

So selten kommt das nicht vor. Dem Finanzamt liegt ja auch die Auflistung der Katalogberufe (siehe oben) vor, die leider nicht zu 100% vollständig ist. Die Beweisführung dürfte einem reinen Korrektor sehr schwer fallen, weil er nicht über die gleiche Kompetenz verfügt wie jemand, der in einem wissenschaftlichen oder pädagogischen Beruf arbeitet. Seine Tätigkeit bezieht sich auf das Auffinden von Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Grammatikfehlern, also alles, was zu den formellen Textschwächen zählt. Hinzu gesellen sich oft auch Formatierungsfehler. Das ist keine wissenschaftliche, keine künstlerische, keine schriftstellerische (weil man nicht selbst schreibt), keine unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit. Hierbei handelt es sich um reines Handwerk, auch wenn es digital abläuft, und das ist eindeutig gewerblich einzustufen. Wenn man dem Finanzamt also keine stichhaltige Begründung gemäß der gesetzlichen Definition des Freiberufes liefern kann, warum man Freiberufler und kein Gewerbetreibender ist, dann sollte man sich dieses Drama lieber ersparen und ein Gewerbe anmelden.

Aber diese Stellenanzeigen bei Google …!

Den Einwand lese ich in dieser oder ähnlicher Form immer wieder und es wird Zeit, damit einmal aufzuräumen. Suchen wir mittels Google nach Korrektoren, dann erhalten wir Ergebnisse wie nachstehend zitierte Textauszüge:

  • „Ein Korrektor arbeitet in der Regel freiberuflich. Nur noch in wenigen Verlagen sind fest angestellte Korrektoren zu finden – und die Zahl der Stellen wird weiter abgebaut.“
  • „Selbständiger – bzw. freiberuflicher – Korrektor werden ist somit die ideale Alternative zu einem ohnehin rar gesäten Job in einem Verlag.“
  • „Korrektor auf freiberuflicher Basis im Homeoffice (derzeit keine Stelle frei).„

All das wird gerne als Begründung herangezogen, dass der Beruf des Korrektors doch ein Freiberuf ist. Das ist allerdings falsch. Warum erkläre ich gerne. Die Begriffe „Freiberuf“ und „freiberuflich“ sind hier zwei verschiedene Paar Schuhe, werden aber gerne als Synonyme füreinander gebraucht. So kommt es zum Irrglauben, der Korrektor sei ein Freiberuf. In den von mir zitierten Google-Ergebnissen bedeutet der Begriff „freiberuflich“ nichts anderes, als dass es sich nicht um eine feste Anstellung handelt.


Wir erinnern uns: Wer nicht fest angestellt ist, ist selbstständig und sogar ein Gewerbetreibender, wenn er darüber hinaus nicht die Anforderungen für einen Freiberuf erfüllt.


Natürlich sollte man in zweiter Instanz fragen, was der Korrektor über sein eigentliches Tätigkeitsfeld noch leistet. Je nach Gewichtung und Sachlage, kann es Ausnahmen von der Einstufung des Gewerbetreibenden geben. Aber das ist dann ein Einzelfall und mit dem zuständigen Finanzamt zu klären.

Eine weitere Anlaufstelle für derlei haarspalterische Fragen kann in diesem Fall auch die KSK (Künstlersozialkasse: https://www.kuenstlersozialkasse.de) sein. Sie sorgt dafür, dass Künstler und Publizisten einen ähnlichen gesetzlichen Sozialversicherungsstandard genießen wie Arbeitnehmer. Korrektoren werden dort nicht aufgenommen, weil Korrektoren keine Freiberufler sind. Lektoren werden bei der KSK jedoch genauso wie Autoren ohne Probleme versichert. Bei Lektoren wird der schöpferische Anteil am schriftlichen Werk ausreichend hoch bewertet, weshalb sie schlussendlich zu den Freiberuflern zählen.

Warum erwähne ich das so explizit? Nun, mir ist schon oft untergekommen, dass so mancher Korrektor behauptet hat, eine künstlerische Eigenleistung an dem Werk seines Kunden erbracht zu haben, nur weil hier und da ein paar stilistische Ausbesserungen vorgenommen worden sind, die in Wahrheit aber in den Bereich der formalen Fehlerquelle (Grammatik) gelegen haben. Ein paar überschaubare grammatikalische Eingriffe, die immer auch am Stil und Ausdruck feilen, machen aus einem Korrektor aber keinen Lektor. Die KSK erfragt vorab definitiv Nachweise über die anzumeldende und zugleich zu versichernde Tätigkeit. So trennt sich dann meist schon die Spreu vom Weizen.

Wer also mit dem Gedanken spielt, sich in Zukunft als Lektor oder nur als Korrektor, weil das von vielen Anwärtern als weniger arbeitsintensiv angesehen wird – das ist übrigens ein Trugschluss – sein monatliches Einkommen aufzubessern oder gleich ganz davon leben zu wollen, sollte sich also als erstes dieser Fragestellung widmen. Im Zweifelsfall muss man sich mit dem Gewerberecht vertraut machen. Scheitert man alleine schon daran oder möchte das aus irgendwelchen Gründen nicht, sollte man die Finger von diesem Berufsstart lassen. Denn als Selbstständiger, egal ob Freiberufler oder Gewerbetreibender, hat man noch mit ganz anderen rechtlichen Passagen zu kämpfen, allen voran das Vertrags- und Finanzrecht.

Eure Rike.

Making of Sinderion

Ein Making of bietet immer ganz besondere Einblicke. Heute zeige ich euch, wie die Farbkarte namens Sinderion entstanden ist. Viel Vergnügen!

PS: Wer es noch nicht weiß, ich arbeite mit der Freeware GIMP.

Ausgangslage

Bei Sinderion handelt es sich um eine Rollenspielwelt, die im privaten Umfeld für gemeinsame Spieleabende erdacht wurde. Wie es die Umstände so mit sich bringen, existiert hierfür keine käufliche Spielegrundlage. Alles wird aus privater Hand erstellt, inspiriert durch bestehende Spielewelten und den dazugehörigen Regelwerken. Das ist insofern kein Problem, wenn diejenigen das nötige Knowhow besitzen. Bei der Erstellung einer professionellen Karte ist meistens Schluss. So kam ich zu der Ehre, Sinderion ein Gesicht geben zu dürfen, dass nicht wie bei Inkarnate Massenware ist. Versteht mich nicht falsch, Inkarnate ist technisch ein tolles Online-Programm, aber wenig individuell und eben auf Masse ausgelegt. Ich dagegen setze die Wünsche meiner Kunden punktgenau um.

Gewünscht war in diesem Fall eine Übersichtskarte – also keine Tabletop Oberfläche – in Din A3 Format, geeignet für den Farbdruck. Natürlich bekam ich auch eine Skizze, die ich mit freundlicher Erlaubnis meines Kunden präsentieren darf.

Erste Schritte

Nach einem ausführlichen Briefing ist meine erste Handlung, die Datei überhaupt anzulegen. Dabei berücksichtige ich die Druckmaße ebenso wie die nötige Auflösung. Aus dem Grund muss ich vor Beginn der Arbeiten wissen, wofür die Karte gedacht ist. Farbdrucke benötigen eine höhere Auflösung (mind. 300 dpi) als Schwarz-Weiß-Drucke (mindestes 150 dpi). Ebenso darf die Auflösung für eine reine digitale Veröffentlichung kleiner sein als beim Druck. Mit diesen Einstellungen steht und fällt der Werdegang. Denn aus einer Karte, die zuvor für rein digitale Zwecke erstellt wurde, kann ich nicht so einfach eine für den Druck machen.

Wenn die Datei in ihren Grundinformationen besteht, beginne ich damit, eine Basis ausgehend von der mir überreichten Skizze zu modellieren. Das beinhaltet zuallererst die Umrisse der Ländereien in Abgrenzung zum Meer. Anschließend kommen topographische Elemente hinzu: Berge, Hügel, Flüsse, Wälder, Lage von Städten/Ortschaften usw. Dieser Arbeitsschritt kann mitunter ziemlich lange dauern. Es kommt darauf an, wie viele optische Informationen mir schon vorliegen. Je mehr ich selbst „erdenken“ muss, umso länger dauert dieser Schritt. Ebenso zieht sich die Arbeitszeit in die Länge, je mehr Details erarbeitet werden müssen. Rückfragen sind in dieser Phase immer zu erwarten.

Mein vorläufiges Ergebnis, den sog. Rohling, lege ich meinem Auftraggeber als Sichtkontrolle vor und bitte um Kritik sowie Änderungswünsche.

Nach der Sichtkontrolle setze ich nicht nur die Änderungswünsche um, sondern verfeinere auch noch die Darstellung, wo es nötig ist. Das Ergebnis sah in diesem Fall wie folgt aus:

Der Karte Leben einhauchen

Nachdem die Topographie in Größe, Ausdehnung und Erscheinung ihren Platz gefunden hat, beginne ich damit, der Karte Tiefe zu verleihen. Hierbei helfen mir Schatten- und Lichteffekte. Das Meer bekommt seine Untiefen sowie Küstenbereiche und das Land ebenso seine Höhen und Tiefen. Hierbei spielt der Einfallswinkel vom Licht eine zentrale Rolle. Die nachstehenden Bilder verdeutlichen die Arbeitsschritte. Zur genaueren Betrachtung können auch diese mit einem Klick vergrößert werden.

Hierauf erfolgt auch wieder eine Sichtkontrolle. Natürlich kann es auch jetzt vorkommen, dass noch Änderungswünsche bestehen. Sie an dieser Stelle des Arbeitsprozesses einzupflegen, ist zwar etwas aufwändiger, aber machbar.

Das Make-Up

Jetzt kommt der Farbtopf zum Einsatz. Ich arbeite mit wenigen Farben, auch wenn die fertige Karte das nicht immer erahnen lässt. Die Licht- und Schatteneffekte aus dem vorherigen Schritt helfen mir, aus einer Farbe mehrere Abstufungen entstehen zu lassen. Die nachstehenden Bilder demonstrieren das. Links seht ihr nur die verwendeten Farben, rechts was die Licht- und Schatteneffekte daraus machen. Auch die Bilder lassen sich mit einem Klick vergrößern.

Für das Feintuning werden Farbübergänge verwischt oder eine Mischfarbe erstellt. Ganz nebenbei finden angepasste Symbole (Städte) ihren Platz auf der Karte.

Beschriftung

Das Platzieren von Namen ist eine Kunst für sich und GIMP ist dafür einfach untauglich. Daher nutze ich Inkscape. Es ist ein vektorbasiertes Zeichenprogramm und für den Zweck der Kartenbeschriftung bestens geeignet. Mit nur wenigen Klicks schafft es, wofür ich in GIMP umständlich hantieren müsste, und erzeugt mir auch noch eine deutlich bessere Qualität.

So lassen sich Schriften an schwungvollen Linien ausrichten, drehen, schrumpfen, unterschneiden, vergrößern … kurz gesagt die perfekte Größe & Positionierung erzeugen. Die auf diese Weise angelegten Schriftzüge lassen sich nun in Gimp verwenden und dort weiterbearbeiten. Hierzu zählen Effekte wie Farbe, Schattierung usw. Damit ihr das besser versteht, habe ich euch eine Bilderstrecke mit den Zwischenschritten zusammengestellt.

Auch hier könnt ihr jedes Bild einzeln anklicken und damit vergrößern.

Letzte Schritte

Wie bereits aufgefallen sein dürfte, ist der Rahmen zwischenzeitlich mitentstanden. Denn was noch fehlt sind die Legende und ein Kompass. Für die Positionierung ist spätestens jetzt ein Rahmen unerlässlich. Es gibt viele Darstellungsmöglichkeiten. Meine Lieblingsansicht ist die hier verwendete. Sie ist einfach in der Aufmachung, aber zugleich sehr passend.

Zum krönenden Abschluss signiere ich meine Arbeit.

Ich hoffe, euch hat das kleine Making of gefallen. Wenn ihr meinen Stil mögt und auch eine Fantasykarte von mir designt haben wollt, schreibt mich an. Die Kontaktmöglichkeit findet ihr im Feed dieser Website und eine Preisliste könnt ihr hier einsehen.

Eure Rike

Zwei mögliche Publikationswege: Verlag und Selfpublishing

Gratulation! Du hast dein erstes Buch geschrieben. Du kannst dir auf die Schulter klopfen und stolz darauf sein. Ich meine das ernst. Das schafft nicht jeder. Schreiben ist Handwerk und ein Schreibprojekt zu beenden, erfordert auf jeden Fall Disziplin.

Aber wie geht es nun weiter? Es geht doch weiter, oder? Du hast ja nicht nur für dich selbst geschrieben.

Nö, ich möchte schon gerne veröffentlichen.

Wusste ich es doch. An dieser Stelle sei gewarnt. Es gibt viele Stolpersteine. Und welche das sein werden, liegt an deiner Entscheidung, auf welchem Weg du veröffentlichen willst. Grundsätzlich gibt es für dich zwei Möglichkeiten: Verlag und Selfpublishing.

Verlag

Der klassische Weg zur Buchveröffentlichung führt über einen Verlag und ist somit auch der bequemste, aber leider auch der langatmigste. Als Autor schreibt man sein Buch und gibt die Arbeit danach an andere weiter und kassiert seine Tantiemen. So sieht die Vorstellung noch heute bei sehr vielen aus und sie stimmt zum großen Teil ja auch. Das Ding ist nur, dass es mit dem Schreiben und Weggeben nicht ganz so simpel ist.

Erst einmal musst du den für dein Werk passenden Verlag finden. Verlage führen ein sog. Verlagssortiment, das nach Genre unterteilt ist, und nehmen daher auch nur solche Manuskripte an, die in diese Auswahl fallen. Eingeschränkt wird das jedoch vom wirtschaftlichen Denken des Verlages. Verspricht ein Manuskript wenig bis keinen Umsatz zu generieren, winkt eine Ablehnung, wenn du Glück hast bekommst du sogar eine schriftliche Begründung. Damit würde ich aber nicht rechnen, Verlage werden jährlich mit Bewerbungen für ihr Sortiment überschwemmt. Eine Bewerbung ist dennoch einen Versuch wert.

Dazu musst du auf der Website des von dir ausgesuchten Verlages nach den Kontaktdaten und Einsendebedingungen schauen, vermutlich sogar via eMail erfragen. Da ein Verlag auf den Verkauf von Büchern ausgelegt ist, wird dich diese Information nicht gleich auf der ersten Seite anspringen. Darauf solltest du achten. Es kann passieren, dass von dir verlangt wird, dein Manuskript vorab nach Vorgabe zu formatieren: Schriftart, -größe usw.

Wieso muss ich das machen? Ich kann doch einfach auch so alles hinschicken.

Klar, könntest du das. Aber es gibt einen Grund für solche Anforderungen, die von Verlag zu Verlag unterschiedlich sein können. Auf diese Weise haben alle Einsendungen die gleiche Norm und sind einfach zu handhaben, aber sie geben auch Aufschluss darüber, wie gut du darin bist, Anweisungen zu befolgen, die während der Bearbeitungsphasen (Lektorat/Korrektorat) auf dich warten (können). Wenn du hier schon eigenbrödlerisch daherkommst, sieht es für deine Bewerbung nicht gut aus.

Das ist mir zu viel Aufwand. Dann gehe ich lieber zu einem Verlag, der mich auch so nimmt. Es gibt welche, die fordern einen Autor sichtbar dazu auf, sein Manuskript einzusenden und haben keine großen Anforder…

STOP! Wovon du da redest ist ein DKZV (Druckkostenzuschussverlag), ein schwarzes Schaf in der Buchbranche. Offenbar ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um über Folgendes zu reden:

Druckkostenzuschussverlag

Du erkennst einen DKZV (Druckkostenzuschussverlag) daran, dass sie für ihr Versprechen, dein Manuskript ohne großes Wenn und Aber auf den Buchmarkt (ISBN inklusive) zu bringen, Geld verlangen. Ein Verlag nimmt niemals Geld von dir und finanziert alle nötigen Leistungen wie Lektorat, Korrektorat, Coverdesign, Buchsatz, Vertrieb, Lagerung und Marketing aus eigener Tasche. Wenn Geld fließt, dann nur zu dir, niemals von dir weg. Merke dir das gut.

In der Vergangenheit sind viele DKZV’s auf öffentliche Listen gerutscht, die sie als das benennen, was sie sind: schwarze Schafe der Buchbranche. Tja, daraus haben auch sie gelernt und tarnen sich immer besser, z. B. hinter vermeintlich seriösen Websites und elegantem Geschäftsgebaren. Es ist nicht mehr so leicht wie früher, sie zu erkennen, außer sie haben in der Gestaltung ihrer Websites richtig danebengegriffen. Besonders der verführerische Aufruf zum Einsenden jeglicher Manuskripte, weil der Verlag ja händeringend danach sucht, ist von der Hauptseite irgendwo auf eine Unterseite gerutscht und ist bei weitem nicht mehr so auffällig gestaltet. Das Gleiche gilt für die Kosten, die dich dort totsicher erwarten.

Siehst du dich aufmerksam auf solchen Websites um, stößt du spätestens auf einer der Unterseiten auf Sachen wie nachstehend aufgelistet:

„Haben Sie dafür Verständnis, dass wir nicht jedes Manuskript veröffentlichen können, das uns erreicht.“

„Wir prüfen Ihr eingereichtes Manuskript und machen Ihnen daraufhin ein auf Sie zugeschnittenes Angebot.“

Das sind jetzt genau zwei Beispiele, die mir noch gut in Erinnerung geblieben sind, als ein DKZV an meine Tür geklopft hat und meine Dienste in Anspruch nehmen wollte. Nach eingehender Prüfung habe ich dankend abgelehnt, weil ich so eine Geldmacherei nicht unterstütze und auch nicht sicher sein kann, ob das mit der Bezahlung an mich so reibungslos verläuft.

Eine solche Wortwahl wie in meinen angeführten Beispielen ist entlarvend, obwohl sie elegant erscheint, richtig professionell eben. Es handelt sich aber um den berühmten Wolf im Schafspelz. Jemand der sich in der kaufmännischen Kommunikation nicht auskennt, wird jetzt vielleicht nicht verstehen, was ich meine. Daher erkläre ich es gerne einmal.

Satz 1:
„Haben Sie dafür Verständnis, dass wir nicht jedes Manuskript veröffentlichen können, das uns erreicht.“

Hierbei handelt es sich um eine indirekte Aufforderung zum Einsenden deines Manuskriptes und enthält zugleich das Versprechen eine hohe Chance, genommen zu werden. Die Schlüsselwörter sind hier „nicht jedes Manuskript“, was im Umkehrschluss heißt wie: Die meisten Manuskripte nehmen wir aber doch. Eine nähere Erläuterung fehlt fast immer und auch das Sortiment gibt selten Aufschluss, welche Genres unerwünscht sind. Wozu auch? Jedes Manuskript ist eine potentielle Geldquelle.

Satz 2:
„Wir prüfen Ihr eingereichtes Manuskript und machen Ihnen daraufhin ein auf Sie zugeschnittenes Angebot.“

Mit absoluter Sicherheit wird ein Angebot kommen, nämlich ein Angebot, bei dem der Autor zur Kasse gebeten wird. Denn das bedeutet dieses Wort. Ein Angebot kann auch als Offerte bezeichnet werden. Es beinhaltet stets eine Leistung zu einem gewissen Gegenwert und ist überdies verbindlich für denjenigen, der es ausspricht. Sobald es angenommen wird, kommt ein Vertrag zustanden, nur mal so als Randbemerkung.

Fazit: Du wirst hier auf jeden Fall dein Geld los. Die Qualität des Gegenwertes (deine Veröffentlichung) ist dagegen fraglich.

Ein DKZV hat keinerlei Interesse, dein Buch zu pimpen und in den Medien zu pushen. Ein DKZV verdient an DIR, nicht am Buchverkauf. Das ist ein netter, aber vernachlässigbarer Nebeneffekt, wenn er denn eintrifft.

Erinnerst du dich, was ich weiter oben bei den Verlagen geschrieben habe? Deren Websites sind so aufgebaut, dass sie ihre Bücher anpreisen, weil sie sie verkaufen wollen. Ruf dir mal die Seite von Verlagen wie Heyne, Cornelsen, Bastei Lübbe auf und dann einen wie du ihn erwähnen wolltest. Was fällt dir im Vergleich auf? Die Aufmachung und Ansprache sind komplett unterschiedlich. Gut das sind nun die großen Verlage, aber auch Kleinverlage sind darauf aus, ihre Bücher zu verkaufen, sie haben noch weniger Geld, um all die vielen Autoren, die jährlich auf den Markt drängen, unter Vertrag zu nehmen. Achte also bei Verlagsseiten, die dir nicht bekannt sind, auf genau solche Merkmale.

Seriöse Verlage legen nie den Schwerpunkt darauf, Autoren zu gewinnen, sondern darauf Bücher zu verkaufen!

Bist du dennoch an einen DKZV geraten und kommst irgendwann auf die Idee, deine Veröffentlichung zurückziehen zu wollen und woanders zu veröffentlichen, werden große Probleme auf dich zukommen. Ein DKZV gibt ungerne und vor allem nicht freiwillig seine Rechte an dem Manuskript an dich zurück. Das endet nicht selten mit der Hilfe eines Anwaltes, dauert lange, kostet Nerven und Geld, DEIN Geld. Es gibt genug Autoren, die darauf reingefallen sind und ein Lied davon singen können.

Abgesehen davon endet eine Veröffentlichung über einen DKZV – viele sind bei den Profis der Buchbranche als solche leicht erkennbar – auch mit einem Image-Schaden für dich. Ein seriöser Verlag wird dein Manuskript danach vermutlich nicht mehr in sein Sortiment aufnehmen wollen, sollte das noch immer dein Ziel sein. Außerdem gelangt dein Buch nicht in den stationären Buchhandel. Bücher von DKZV’s findest du dort nicht. Rate mal wieso?

Selfpublishing

Die einzig denkbare Alternative zur Verlagsveröffentlichung ist das Selfpublishing. Und ja, das kostet Geld, dein Geld, und das darf es auch. Selfpublishing oder kurz SP genannt ist nichts anderes als die Eigenpublikation. Umgangssprachlich wird es auch als Selbst- oder Eigenverlag bezeichnet. Wobei das Wort Verlag sehr irreführend ist. Es steckt in der Regel nämlich kein Unternehmen dahinter, sondern du als Autor höchstpersönlich. Wenn du dich also nicht gerade mit einem eigens gegründeten Verlag – das beinhaltet eine Firmengründung – selbstständig gemacht hast, dann ist diese Übersetzung nicht zutreffend.

Aber gut, zurück zum Wesentlichen. Im Selfpublishing kümmerst du dich selbst um all die Prozesse, die normalerweise ein Verlag übernimmt. Somit obliegen auch dir alle anfallenden Kosten. Guck mich nicht so zerknirscht von der Seite an. DAS ist die Aufgabe eines Verlages.

Aber ich habe gehört, dass Selfpublisher schlechte Autoren sind und minderwertige Bücher produzieren.

Das Vorurteil hält sich leider hartnäckig. Noch immer hat das SP einen durchwachsenen Ruf, aber er verbessert sich stetig. Das liegt an den vielen professionellen und seriösen Dienstleistern, die mit hochmotivierten Autoren zusammenarbeiten, um ein möglichst qualitativ hochwertiges Buch auf den Markt zu bringen. Hier hast du – obwohl die Kosten auf deiner Seite liegen – die volle Kontrolle. Du alleine entscheidest, mit wem du zusammenarbeitest und kontrollierst auf diese Weise den Kostenfaktor UND Qualitätsfaktor. Wenn also im SP Schund auf den Markt geworfen wird, dann liegt die Ursache irgendwo auf dem Weg vom Schreiben bis zur Veröffentlichung, sprich an dir und/oder an einem Dienstleister.

Beachte: Niemand wird als Profi geboren und auch Dienstleister können nur mit dem arbeiten, was sie bekommen. Wenn du also gute Arbeit ablieferst, dann können sie daraus viel machen. Voraussetzung ist, sie beherrschen ihr Handwerk so wie du deines.

Den negativ behafteten Ruf hat das Selfpublishing also meist den Autoren zu verdanken, die sich nicht angemessen um die Qualität ihrer Werke kümmern. Besonders zu Anfang war das ein Problem, denn Dienstleister waren Mangelware. Heute ist das zum Glück anders und niemand kann sich herausreden, keine Hilfe bekommen zu haben, weil es keine gibt.

Die Finanzierung dieser Hilfe ist jedoch weiterhin ein Streitthema. Natürlich kostet die Hilfe eines Lektors, Korrektors, Buchsetzers oder Coverdesigners Geld. Würdest du umsonst arbeiten und wüsstest später nicht, wie du Miete, Strom, Versicherung, Essen und all die anderen Ausgaben in deinem Leben bezahlen kannst? Wohl kaum.

Habe ich denn auch Vorteile auf meiner Seite, wenn ich schon alle Kosten tragen muss?

Aber sicher. Dir alleine gehören alle Rechte am Manuskript und die Nutzungsrechte, die du mit den engagierten Dienstleistern vereinbart hast. Darunter fallen die Leistung des Lektorates, Korrektorates, Coverdesigns und Buchsatzes. Die behältst du auch, wenn du dein Werk zwecks Veröffentlichung an einen Distributor (Vertriebler) überstellst.

Stellst du all die Kosten aus dem SP, die du bis hierhin zu tragen hast, denen eines DKZV’s gegenüber, wirst du schnell erkennen, dass das günstiger ist als deren horrende Angebote. Wenn es schon dein Geld kosten soll, dann sei clever.

Ja, das klingt einleuchtend. Und die Dienstleister sind auch alle vertrauenswürdig?

Nicht alle. Leider gibt es auch unter ihnen schwarze Schafe. Damit du gewappnet bist im Dienstleistervergleich, empfehle ich dir meinen Blogartikel mit dem Titel Seriöse von unseriösen Dienstleistern unterscheiden. Dort erkläre ich dir, worauf du auf jeden Fall achten solltest.

Fazit

Generell kann ich das Selfpublishing sehr empfehlen. Du bist frei in deinen Entscheidungen, stehst aber auch überall in der Pflicht, dich selbst zu kümmern. Davor schrecken viele Autoren im ersten Moment zurück und der vermeintlich schlechte Ruf erledigt den Rest. Lass dich von beidem nicht abhalten, wenn es bei einem Verlag nicht klappen sollte.

Ein anständiger SPler beweist, dass er sich auf dem Spielfeld der Publikation behaupten kann, wenn er sich mit den richtigen Dienstleistern zusammentut. Ein SPler macht in dem Moment das Gleiche wie ein Verlag und ist damit ein Konkurrent. Und was macht man mit Konkurrenten? Zum Beispiel diskreditieren.

Nebenbei ist eines auch Fakt: Viele (nicht alle!) Verlage outsourcen selbst. Sie holen sich die Dienstleister (Lektoren, Korrektoren, Coverdesigner usw.) von außen dazu, statt sie intern dauerhaft anzustellen. Es ist kostengünstiger und daher nur logisch für ein Wirtschaftsunternehmen, das seine internen Kosten (Gehalt/Lohn) verringert bzw. niedrig halten will.

Und da sollen die mit Dienstleistern arbeitenden SPler schlechter als Verlage sein, die das Gleiche machen? Klingt nicht einleuchtend, oder? Siehste. Sie sind nicht schlechter, sie sind nur Konkurrenten oder wie man im Kaufmännischen auch gerne sagt „Mitbewerber“ und die kann man in der eigenen Nische selten gebrauchen.

Wie du siehst, steht dir der Weg frei, wie du dein Buch veröffentlichst. Es ist deine Entscheidung, was es werden soll: Verlag oder Selfpublishing.

Seriöse und unseriöse Dienstleister

Seit das Selfpublishing aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist, boomt der Dienstleistungssektor und bringt seriöse und unseriöse Dienstleister hervor. Die Arbeiten, die normalerweise ein Verlag übernimmt – Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, eBook-Erstellung, Coverdesign, Vertrieb und Marketing – obliegen im Selfpublishing den Autoren. Natürlich ist niemand ein 100%iges Multitalent. Es bleibt also die Wahl, jemanden für gewisse Dienstleistungen zu engagieren und damit regulär in Vorkasse zu treten, so wie Verlage es machen, oder das eigene Werk mit vermutlich übermäßig vielen Schwächen zu veröffentlichen. Letzteres zieht häufig und vor allem schnell eine negative Reaktion seitens der Leserschaft nach sich. Es empfiehlt sich also nicht.

Outsourcende Autoren stehen nun vor der Frage: Woran erkenne ich seriöse und unseriöse Dienstleister?

Diese Frage sollte sich wirklich jeder stellen und nicht leichtfertig außer Acht lassen, denn man kann im Zeitalter des Internets sehr schnell auf schwarze Schafe hereinfallen. Erst kürzlich musste ich lesen, wie wieder jemand auf einen sog. Lektoren-Kollegen hereingefallen ist.

Geld weg. Keine Leistung.

Übler kann eine Auftragserteilung gar nicht laufen, denkt ihr? O doch.

Geld weg. Keine Leistung UND keine Kontaktdaten!

Somit sind natürlich auch Ansprüche schwer durchzusetzen. Wie will man jemanden anmahnen, den Fall an ein Inkasso-Unternehmen übergeben oder gar zivilrechtlich verklagen, wenn man absolut nichts in der Hand hat? Ja, solche Fälle sind möglich.

Damit euch das nicht passiert, gebe ich euch eine ausführliche Hilfestellung. Für den einen oder anderen sind die nachstehenden Erläuterungen Alltag, aber für manche eben nicht. Und vielleicht ist selbst für erfahrene Autoren noch ein Stück neues Wissen dabei.

Seriöse und unseriöse Dienstleister: Hürde 1

Bei der Suche nach Lektoren und Co. werdet ihr recht schnell fündig. Anfragen und Gesuche z. B. bei Facebook und Instagram bleiben nie unbeantwortet. Legt euch eine Liste dieser Ergebnisse an. Sie sollte für den Anfang folgende Punkte enthalten:

  • Namen
  • Account (FB und/oder Instagram)
  • Website

Anhand dieser Punkte könnt ihr bereits aussieben. Viele Autoren gehen hin und treffen ihre Vorentscheidung alleine aufgrund von Preisvorstellungen. Das ist mitunter eine der ersten Fragen. Leistung soll möglichst wenig kosten. Ich kann das bis zu einem gewissen Punkt auch verstehen, aber dieses Kriterium solltet ihr euch besser für sehr viel später aufheben. Im Vorfeld ist etwas anderes wichtig.

Ein seriöser Dienstleister sorgt für grundlegende Transparenz und das fängt in den sozialen Medien bereits beim Namen und Account bzw. Fanpage an. Wenn ihr hier kein Impressum oder einen Fantasienamen vorfindet: Finger weg! Ausgenommen sind Künstlernamen, die können sogar im Personalausweis eingetragen sein und sind rechtlich anerkannt. Damit dürfen sogar Verträge abgeschlossen werden. Achtet dennoch auf Quellen zu bürgerlichen Namen.

Gleiches gilt, wenn die Chronik auf Facebook nicht einsehbar ist, weil man nicht befreundet ist. Einzige Ausnahme, diesen Dienstleister nicht sofort zu ignorieren, wäre hier ein Link zu dessen beruflicher Website. Diese solltet ihr auf jeden Fall auf folgende Punkte prüfen:

  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
  • Transportverschlüsselung

Mir ist klar, dass besonders die Datenschutzerklärung jeden Website-Betreiber vor eine große Herausforderung stellt, aber wer mit seiner Tätigkeit seinen Lebensunterhalt bestreiten will und dafür eine Website benötigt, wird diese gesetzliche Hürde nehmen müssen. Außerdem gibt es im Internet Anbieter, die einem kostenlos ein Grundgerüst bereitstellen. Für alles andere muss ein Anwalt konsultiert werden, wenn man selbst nicht durchsteigt und auf Nummer sicher gehen will. So ist das Geschäftsleben und seriöse Dienstleister sind halt Geschäftsleute.

Gleiches gilt doppelt und dreifach für das Impressum. Es muss rechtsgültig angelegt sein. Mehr dazu findet ihr bei der IHK. Seid ihr der Annahme, dass es sich um die Adresse eines Impressum-Services handelt, seid vorsichtig. Dieser Dienst ist zwar rechtlich erlaubt, hinterlässt aber einen faden Nachgeschmack, da der Kunde für eine Auftragsbearbeitung all die dafür notwendigen Daten offenlegen muss.

Achtet auch auf die Transportverschlüsselung (https) in der Eingabezeile eures Browsers, besonders, wenn auf der Website via Formulare Daten übermittelt werden. Steht vor dem www nur ein http können beim Senden eure Daten von Dritten abgegriffen werden. Datenklau will wohl niemand.

Seriöse und unseriöse Dienstleister: Hürde 2

Nach dieser Aussiebung gibt es sicher noch einige potentielle Bewerber. Aber auch jetzt ist die Preisfrage noch nicht relevant. Viel mehr solltet ihr euer Augenmerk nun auf folgende Punkte richten:

  • Referenzen
  • Qualifikationen
  • Offensichtliche Fehler
  • Angebote

Referenzen zeigen einem, ob bereits ähnliche Werke wie das eigene bearbeitet worden sind. Sie lassen sich im Internet auch ausfindig machen. Der berühmte Blick ins Buch offeriert einem zudem das Impressum. Für gewöhnlich werden alle Mitwirkenden hier neben dem Autor genannt, sofern dafür das Einverständnis vorlag und der Autor die Mitwirkenden auch nennen will. Eine Verpflichtung dafür existiert übrigens nicht. Die Nennung im Impressum eines Buches verschafft jedoch Sicherheit und Vertrauen und ist ein wichtiger Fingerzeig, ob der Dienstleister seriös ist.


Kurzer Ausflug in Sachen Impressum von Büchern:

Natürlich gibt es in der Praxis auch immer wieder Fälle, wo Mitwirkende nicht im Impressum genannt werden wollen oder das Impressum nicht vorne im Buch auftaucht, sondern hinten. Beides ist rechtlich gestattet. Es besteht keine Pflicht zur Nennung von Mitwirkenden im Impressum und auch keine, die das Impressum vorne in das Buch zwingt. Es muss nur leicht aufzufinden sein und das ist sowohl vorne als auch am Ende des Buches der Fall. Was jedoch zu den Pflichtangaben bei Impressen in Büchern zählt sind die postalische Anschrift des Herausgebers, im Selfpublishing sind damit Autoren gemeint, und noch Druckerei bzw. Vertrieb. Letztere sind Bestandteil einer separaten Vertragsfrage.


Start-Ups verfügen hingegen selten über Referenzen. Hier helfen die Qualifikationen oder Arbeitsproben weiter. Letzteres fällt unter die Rubrik „Angebote“ und stellt keine Pflicht dar. Wenn ein Lektor oder Korrektor keine Arbeitsprobe anfertigen möchte, besteht darauf kein Anspruch.

Aber Achtung: Arbeitsproben müssen nicht kostenlos erfolgen! Fragt vorher nach, wenn auf der Website dazu nichts steht.

Noch etwas fällt in die Rubrik Angebot, nämlich die Auflistung der Inhalte. Seit vorsichtig, wenn z. B. großzügig von Lektorat und Korrektorat gesprochen wird, aber nicht aufgelistet ist, was für eine Leistung euch erwartet. Die Berufsbezeichnung ist nämlich nicht das einzige, was hier nicht geschützt ist. Auch die Inhalte solcher Angebote variieren. Ähnliches gilt für alle anderen Dienstleistungen. Macht euch vor Auftragserteilung schlau und lasst euch das schriftlich geben. Kommt es später zu Problemen im Bereich Leistungserbringung und Bezahlung, dann habt ihr etwas in der Hand.

Springen euch beim Durchstöbern der Website schon auffällig viele Fehler und andere Ungereimtheiten an, dann ist das kein gutes Zeichen. Anbieter mit Schwerpunkt auf Korrektorate sollten sorgfältiger vorgehen. Hier wäre ich vorsichtig und es muss die Frage erlaubt sein, ob der Anbieter sein Handwerk versteht, denn die Website ist dessen Aushängeschild, dessen Visitenkarte. Das Gleiche gilt übrigens für das Verfassen von Werbebeiträgen bei Facebook, Instagram und Co. Wer für sich und seine Angebote wirbt, sollte nicht über so etwas Banales wie Fehler in der Rechtschreibung, Grammatik oder Zeichensetzung stolpern.

Seriöse und unseriöse Dienstleister: Hürde 3

Jetzt kommen wir zum Nadelöhr der Auswahl. Es ist äußerst wichtig, um am Ende nicht doch noch auf unseriöse Anbieter hereinzufallen. Eine Website die über keine Preise verfügt, ist erst einmal nicht auffällig. Preise lassen sich erfragen, ebenso wie Zahlungsmodalitäten. Außerdem solltet ihr die Bearbeitungsmethoden erfragen und welches Format das eingereichte Manuskript haben soll.

Im Bereich des Lektorates und Korrektorates lassen Autoren gerne im Vorfeld eine Arbeitsprobe anfertigen, um die Art und Weise kennenzulernen, wie der jeweilige Lektor oder Korrektor arbeitet. Für diesen wiederum ist sie wichtig, um den Arbeitsaufwand abzuschätzen, der sein Honorar maßgeblich mitbestimmt. Bei so einer Anfrage, die übrigens unverbindlich ist, solltet ihr darauf bestehen, mit der Arbeitsprobe einen ordentlich ausgestellten Kostenvoranschlag zu bekommen.

Ein Vorteil des Kostenvoranschlages ist die damit einhergehende Verbindlichkeit, wenn der Autor aufgrund dessen den Auftrag erteilt. Der vereinbarte Preis darf höchstens um 15 % von der Rechnungssumme abweichen, ohne Rechtsfolgen auszulösen. Weiterführende Informationen findet ihr übrigens bei der IHK.

Noch ein Vorteil ist, ihr habt (nochmals) die Kontaktdaten eures möglichen Vertragspartners in den Händen. Ohne die könnte es im schlimmsten Fall – den sich niemand wünscht – eng werden. Schwarze Schafe neigen nicht dazu, ordentliche Kostenvoranschläge oder gar Rechnungen auszustellen. Übrigens gehören folgende Punkte in eine ordentlich ausgestellte Rechnung und auch in Kostenvoranschläge:

  • Anschrift vom Dienstleister und potentiellen Auftraggeber
  • Datum
  • Steuernummer (Dienstleister)
  • Rechnungs- bzw. Auftragsnummer (nur auf Rechnungen)
  • Inhalte der Dienstleistung
  • Der zu erwartende Preis inkl. Berechnungsgrundlage
  • Information zur Umsatzsteuerpflicht oder der Kleinunternehmerregelung gemäß § 19 UstG
  • Zahlungsmodalitäten nebst Fristen

Eine feste Form ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, aber wird von allen Unternehmen in Gestalt eines DIN normierten Geschäftsbriefes benutzt. So auch bei mir. Schaut euch nur mal die letzte Rechnung eures DSL Anbieters genau an. Bei Lektoren, Korrektoren und Co. könnt ihr hingegen auf eine formlose Variante stoßen. Das ist in Ordnung, allerdings muss sie die oben aufgeführten Punkte beinhalten. Weiterführende Informationen zum Thema Rechnungen gibt es bei der IHK.

Wenn ihr bis hierhin ausgesiebt habt, könnt ihr die Preisfrage entscheiden lassen. Denn ab hier ist die Wahrscheinlichkeit gering, an den falschen Dienstleister geraten zu sein.

Zusammenfassung

Es gibt also 3 Hürden, die ein Dienstleister im Bereich Selfpublishing meistern sollte. Damit verbunden ist eine Menge Input. Damit ihr bei Bedarf den ganzen Artikel nicht noch einmal durchscrollen müsst, stelle ich euch die wichtigsten Eckpunkte zusammen. Eure Checkliste sollte folgende Punkte umfassen:

  • Namen
  • Account (FB und/oder Instagram)
  • Website
    • Impressum
    • Datenschutzerklärung
    • Sicherheitszertifikat (https – Verschlüsselung)
    • Referenzen
    • Qualifikationen
    • Offensichtliche Fehler
    • Angebote
  • Geschäftlicher Schriftverkehr
    • Anschrift vom Dienstleister und potentiellen Auftraggeber
    • Datum
    • Steuernummer (Dienstleister)
    • Rechnungs- bzw. Auftragsnummer
    • Inhalte der Dienstleistung
    • Der zu erwartende Preis inkl. Berechnungsgrundlage
    • Information zur Umsatzsteuerpflicht oder der Kleinunternehmerregelung gemäß § 19 UstG
    • Zahlungsmodalitäten nebst Fristen

Wenn ihr die von mir aufgeführten und erläuterten Punkte beherzigt, dürftet ihr vor sehr vielen unschönen Erfahrungen geschützt sein und seriöse und unseriöse Dienstleister voneinander trennen können. Ausnahmen betätigen natürlich immer die Regel, aber mit dieser Checkliste steht ihr gut da.

Und jetzt wünsche ich euch viel Erfolg bei der Suche nach einem Dienstleister, der euren Ansprüchen gerecht wird und seriös ist.

Häufige Fehler beim Buchsatz

Beim Buchsatz begegnen einem so manche Stolpersteine und davon gibt es viel mehr, als so mancher denkt. Einige Fehler beim Buchsatz springen uns direkt ins Auge, während andere beim ersten Hinsehen wenig auffallen. Es kommt ganz auf das geschulte Auge an. An dieser Stelle behaupte ich ganz frech, dass der aufmerksame und wissende Leser sie größtenteils erkennt und dass der ungeübte Leser sie zumindest unterschwellig wahrnimmt, allerdings nicht im positiven Sinn.

Flattersatz statt Blocksatz

Mir scheint es so, als käme der Flattersatz immer seltener vor, aber immer noch zu oft. Klar, er hat den Vorteil, dass Worte, die nicht mehr in eine Zeile passen, einfach in die nächste Zeile geschoben werden. Somit lassen sich unschöne Lücken – auf die komme ich später zu sprechen – vermeiden, aber im Gegenzug sieht der Rand „angefressen“ aus. Selbst wenn man hier mit manuellen Silbentrennungen nacharbeitet, ändert sich nichts daran. Flattersatz ist demnach der unschönste Fehltritt beim Buchsatz.

Fakt ist: In einem Taschenbuch hat der Flattersatz nichts zu suchen. Allenfalls lässt er sich als optisches Stilmittel einsetzen, dann jedoch sehr sparsam und ist nicht zur Darstellung eines ganzen Romans geeignet.

Fehlender Erstzeileneinzug

Ebenfalls auf dem Rückzug der gemachten Fehler seitens Laiensetzer ist der fehlende Erstzeileneinzug. Hierbei ist zu beachten, dass der Einzug nicht den ersten Absatz eines neuen Kapitels betrifft. Jener wird stets bündig gearbeitet. Aber alle Absätze, die danach folgen, erhalten einen Erstzeileneinzug. Seine Funktion beläuft sich auf die leichte Lesbarkeit längerer Textpassagen. Der Leser erhält so die sofort zugängliche Information, wo er eine Pause im Textfluss einlegen und ohne große Suche wieder starten kann. Auf sehr dialoglastigen Seiten mag es einem komisch vorkommen, aber wer schon einmal eine Textwand mit nur einem Absatz je Taschenbuchseite ohne Erstzeileneinzug gesehen und versucht hat, zu lesen, weiß diese Hilfe sehr zu schätzen.

Zu häufige oder seltene Absätze

Absätze erleichtern das Lesen, geben dem Auge also eine Hilfe für Ruhepausen, unterbrechen so den Lesefluss und halten die wörtliche Rede von ein und derselben Person mit eingeschobenen Handlungen zusammen. Sie werden also gezielt gesetzt und nicht immer nach gut dünken. Anfänger begehen oft den Fehler und benutzen diese Möglichkeit, um andere Fehler wie z. B. Schusterjungen, Hurenkinder zu. Dazu folgt gleich mehr.

Herauskommen dann wahre Textwände, die am besten ohne den erwähnten Erstzeileneinzug wahrhaft erschlagend wirken, oder bei mehreren einzeiligen Sätzen den Lesefluss an den unpassensten Stellen derart unterbrechen, dass das Lesen keinen Spaß mehr macht. Und nein, solche Aussagen wie ‚Ich liebe Absätze‘ haben absolut keine Berechtigung. Es geht bei Absätzen nicht darum, ob man sie liebt, sondern um deren Funktion und sinnigen Einsatz.

Abstände zwischen den Absätzen

Bleiben wir noch kurz bei den Absätzen, denn es gibt in diesem Bereich noch einen weiteren Fehler im Buchsatz, den Abstand dazwischen.

Es existiert genau eine Regel: Zwischen Absätzen gibt es keinen gesonderten Abstand.

Die Absätze werden durch ganz normale Zeilenabstände voneinander getrennt. Einzige Ausnahme bilden gestalterische Elemente, wenn es z. B. eine längere Rückblende gibt oder Ähnliches. In Verbindung hiermit kommen auch verschönernde Bildelemente sog. Ornamente ins Spiel.

Registerhaltigkeit

Das Wort erzeugt nicht gerade bei wenigen Leuten ein oder gleich mehrere Fragezeichen über dem Kopf. Verständlich, denn es stammt aus der Bürotätigkeit und hat etwas mit Registern zu tun: strukturell einheitlich abgelegte Akten. Gelernte Bürokaufleute kennen das Hängeregister und mit dem Bild vor Augen wird vielleicht das Wort greifbarer.

Beim Buchsatz meint man keine einheitliche Ablage, aber einheitlich gestaltete Zeilen. Die Zeilen zweier Seiten im Buch (die linke und die rechte) sollen so in der horizontalen Lage ausgerichtet sein, dass sie linear verlaufen. Das ist aber noch nicht alles. Von der Registerhaltigkeit einer Buchseite wird auch verlangt, dass jede Seite bis zur letzten Zeile beschrieben ist. Einzige Ausnahme bildet hier das Kapitelende. Alle anderen Seiten, vom Kapitelanfang bis zur einschließlich vorletzten Seite, haben bündig unten abzuschließen.

Um dieses Ziel zu erreichen und dabei andere Fehler beim Buchsatz zu vermeiden – wie das plumpe Herumspielen mit zu vielen oder wenigen Absätzen – braucht es typographisches Verständnis und wie man das benutzte Programm dazu bringt, genau das zu erzeugen.

Schuster, Huren und Fliegenschiss

Wie bereits früh erwähnt gibt es immer mal wieder Schuster, Huren und Fliegenschisse in Romanen. Gemeint sind keine Schimpfworte, sondern aus dem einstigen Beruf des Setzers stammende, interne Fachbegriffe für ganz bestimmte Fehlertypen. Eine Freundin, die in dem Beruf noch gelernt hat, gab mir für die ersten beiden Begriffe zwei Merksätze mit auf den Weg.

Der Schusterjunge weiß nicht, wohin er geht.

Das Hurenkind weißt nicht, vorher es stammt.

Den Schusterjungen kennzeichnet ein beginnender Absatz auf der letzten Zeile einer Buchseite. Alle anderen Sätze finden sich auf der neuen Seite wieder. So fungiert der Beginn des neuen Absatzes wie ein Einzeiler, der oft genug mitten im Satz abbricht und wegen des Weiterführens auf der nächsten Seite auch noch den Lesefluss unterbricht. Wie inzwischen bekannt sein dürfte, ist die Unterbrechung des Leseflusses nur bedingt erwünscht.

Beim Hurenkind verhält es sich umgekehrt. Hier ist die letzte Zeile eines Absatzes auf der nächsten Seite angeordnet, ehe sofort ein neuer Absatz anschließt. Auch hier gilt, was ich über den Lesefluss bereits gesagt habe. In einigen Fällen kann das Hurenkind auch zum sog. Fliegenschiss degenerieren.

Den Fliegenschiss erkennt man daran, dass nur wenige Zeichen in die letzte Zeile eines Absatzes gerutscht sind. Passieren kann das mittels Silbentrennung oder mit einem einzelnen kurzen Wort, das nur aus einer Silbe besteht. Letzteres ist meist verkraftbar, während die Trennung eines Wortes wie z. B. „wollte“ in „woll-“ und „te“ als letztes Wort am Ende des Absatzes einfach nur grausam aussieht.

Silbentrennungen

Silbentrennungen sind an sich keine üblen Kniffe. Sie helfen insbesondere beim Blocksatz, unschöne Lücken zu vermeiden. Allerdings können sie schnell unansehnlich werden, wenn sie in Gestalt von Rudeltieren auftauchen, einen Fliegenschiss verursachen oder unschöne Wortkonstrukte hervorbringen. Ich sage nur: Ur-instinkt oder Urin-stinkt. Sie sind demnach keine wirklichen Fehler im Buchsatz, aber sollten der Optik wegen doch in zu großer Zahl vermieden werden.

Betrachten wir uns einmal eine Buchseite mit den Angaben 12,5 x 19 cm Endformat und einer Zeilenanzahl um die 32. Es wären also maximal 32 Silbentrennungen möglich. Sehr sinnvoll ist das leider nicht und dennoch gibt es Kandidaten im Buchsatz, die 5 und mehr in Reihe geschaltet haben, egal, ob noch weitere auf der gleichen Seite auftauchen oder es sich hierbei um die einzigen handelt. Silbentrennungen unterbrechen nicht nur den Lesefluss, sie sehen ab einer gewissen Anzahl auch sehr unansehnlich aus. Wer es auf die Spitze treiben möchte, produziert dazwischen auch noch einen Gedankenstrich am Ende der Zeile. Die optische Katastrophe ist dann komplett.

Also Augen auf im Umgang mit Silbentrennungen! Es sollten nicht zu viele auf einer Seite vorkommen. In dem von mir erwähnten Beispiel mit 32 Zeilen sind 5 bis maximal 8 Trennungen (persönliche Empfehlung) durchaus akzeptabel. Weniger sind natürlich zu priorisieren.

Lücken im Text

Auf den Stichpunkt haben wohl schon einige gewartet. Ja, das ist der weit bekannte Klassiker unter den Fehlern beim Buchsatz. Besonders häufig tauchen (große) Lücken bei langen Worten innerhalb einer Zeile auf. Aber auch bei vielen kleinen bis mäßig langen Worten kann es zur Lückenbildung kommen. Wie man sie bereinigt, ist situationsbedingt, hängt also vom Text selbst ab. Silbentrennungen sind eine Möglichkeit, Spationierung eine andere. Gelegentlich hilft auch das Verschieben eines Absatzes. Und wenn all das nichts bringt, muss man sich fragen, ob man nicht doch das eine oder andere Füllwort (falls vorhanden) streicht oder den Satz umstellt oder leicht umschreibt. Bevor jedoch neu geschrieben oder umgestellt wird, gilt es, alle anderen Kniffe auszuprobieren. Denn für gewöhnlich wird der Buchsatz erst angegangen, wenn Lektorat und Korrektorat erfolgt sind. Derartige Eingriffe besitzen ein sehr hohes Fehlerpotential.

Schlusswort

Es gibt durchaus noch mehr Fehler beim Buchsatz, die man im gesamten Werk hervorbringen kann. Aber diese Übersicht soll erst einmal genügen, da alleine diese Fehlerquellen einem Setzer schon viel Können – im Umgang mit der richtigen Software – typographisches Wissen sowie ein geschultes Auge abverlangen.

Buchsatz ist nichts, was sich im Vorbeigehen einfach so erledigen lässt, erst recht nicht mit Templates wie sie z. B. von BOD oder anderen Quellen kostenfrei bereitgestellt werden. Solche Templates (z. B. die allseits bekannten Worddokumente) haben nur gewisse Grundeinstellungen, die an das Format geknüpft sind. Darunter fallen das Format selbst (z. B. 12,5 x 19 cm), die Ränder, Aufbau des Buchblockes/Innenlebens, Durchnummerierung der Seiten usw.

Warum wird dann ein solches Hilfsmittel bereitgestellt?

Nun die Antwort ist simpel, auch wenn sie dem einen oder anderen jetzt sauer aufstößt. Nehmen wir einmal BOD. BOD ist ein Dienstleister und die Templates eine Seviceleistung, um dem Kunden eine schnelle Veröffentlichung zu ermöglichen, weil dessen Kenntnisse im Umgang mit gewissen Programmen nicht ausreichen. Templates sind ein Marketing-Werkzeug gedacht zur Kundenbindung und nicht, um einem den Buchsatz zu ermöglichen. So einfach ist das.

Wen ich mit dieser abschließenden Antwort nicht verprellt habe, ist herzlich eingeladen, sich auch den abschließenden Artikel durchzulesen, sobald jener erschienen ist. Thematisch wende ich mich dann den Setz- und Schreibprogrammen zu.

Eure Rike.

Die passende Schrift für den Buchsatz

Eine Frage, wenn es darum geht, ein Buch zu setzen, lautet: „Was ist die passende Schrift für den Buchsatz?“ Der ganze Satz steht und fällt mit einer Antwort darauf. Aber auch Schriftgröße und Zeilenabstand sind eng mit dieser Entscheidungsfrage verknüpft. Gemeinsam bilden diese drei Komponenten ein hoffentlich ansehnliches Textbild. Bevor ich anhand eines Blindtextes einige Beispiele anführe, möchte ich kurz aufzählen, worauf es bei der Auswahl der richtigen Schrift in der Belletristik ankommt.

Serifen

Serifen erkennt man an den Linien am Buchstabenende, die quer zur Grundausrichtung verlaufen, z. B. hier beim T. Sie haben die Eigenschaft, das Auge beim Lesen unbewusst zu führen, weshalb sie auf diese Weise den Lesefluss begünstigen. Das ist ein sehr hilfreiches Element in der Belletristik, denn nichts ist schlimmer für den Leser, als aus dem Lesefluss an einer spannenden Stelle gerissen zu werden. Natürlich gibt es noch mehr Stolpersteine, aber mit Serifenschriften lässt sich dieser eine Stolperstein schon einmal aus dem Weg räumen.

Kursivschrift

Nicht immer verfügt eine Schrift auch über ein in kursiv gestaltetes Pendant. Hiermit ist nicht einfach die Formatierung „kursiv“ gemeint, die in allen Textverarbeitungsprogrammen standardmäßig enthalten ist (siehe z. B. Word oder Papyrus). Diese Funktion sorgt nur dafür, dass Buchstaben schräg gestellt werden. Schriften, die also nicht über eine eigene Kursivschrift verfügen, sehen in dieser Formatierung oftmals unschön aus. Es gibt wenige Gründe in der Belletristik, die Kursivschrift anzuwenden, aber sobald das geschieht, ist sie eine echte Bereicherung. Sie liest sich natürlich, sieht elegant aus und hat nicht die Optik des schiefen Turms von Pisa. Manchmal gilt es aber auch, einfach abzuwägen, ob der Nutzen einer integrierten Kursivschrift ausreicht, eine ansonsten andere Wahl ohne Kursivschrift zu verwerfen, die jedoch für den Text an sich besser geeignet ist.

Textunterstützend

Eine Schrift für den Buchsatz sollte immer so gewählt sein, dass sie den Text in den Vordergrund und nicht sich selbst. Es gibt wunderschön verschnörkelte und verspielte Schriften. Leider lenken sie ab einem gewissen Grad der künstlerischen Darbietung vom Lesen ab. Aus dem Grund sind solche Schriften, gerne auch serifenlose, eher für Überschriften geeignet, sofern sie zum Genre passen. Im Genre Romance wird damit gerne gespielt. Gleiches gilt für die sehr aufwendig dargestellten Initialen – das sind die übergroßen Buchstaben am Anfang eines Kapitels. Sie werden auch Schmuckinitialen genannt.

Auswahl klassischer Serifenschriften in der Belletristik

Nachstehend sind einige Schriften im Vergleich zur noch oft verwendeten Times New Roman dargestellt. Letzteres ist übrigens ein No-Go, aber sie erfreut sich anscheinend noch großer Beliebtheit unter eher unerfahrenen Selfpublishern. Der Grund mag darin liegen, dass diese Schrift sehr eng gefasst ist und wenig Platz beansprucht. Aus dem Grund war sie auch ursprünglich für den Zeitungsdruck konzipiert. Wenig beanspruchter Platz spart Seiten und die kosten Geld. Die Rechnung ist simpel, geht jedoch zu Lasten der Lesbarkeit. Times New Roman ist zwar eine Serifenschrift, aber durch ihre sehr eng stehenden Buchstaben unschön fürs lange Lesen.

Kurz gesagt: Times New Roman ermüdet die Augen. Die anderen ausgewählten Schriften sind auf jeden Fall ausladender, aber mit dem richtigen Buchsatz lässt sich hier viel herausholen, ohne dabei den Lesefluss anzugreifen oder hohe Kosten in Form von vielen Seiten zu produzieren.

Kommen wir nun zu den Schriftbeispielen anhand eines Blindtextes (Quelle: https://www.lustigonline.de/blindtext/).

Wie bei diesen Beispielen zu sehen ist, unterscheidet sich das Schriftbild grundlegend und verdeutlicht zugleich das Zusammenspiel von Schriftart, Schriftgröße und Zeilenabstand. Je nach Wahl der Schrift müssen die letzten beiden Komponenten des Schriftbildes noch angepasst werden.

Garamont ist mit ihren 11pt zu klein für einen Druck.Es müsste bei dieser Schriftgröße auf jeden Fall der Zeilenabstand vergrößert werden auf schätzungsweise 1,2 oder 1,3.

Georgia dagegen sähe in Schriftgröße 10pt besser aus. Den Zeilenabstand könnte man dann so lassen bzw. minimal vergrößern. Auch Palatino Linotype eignet sich für den Druck in Schriftgröße 10pt, aber auch in 10,5 oder maximal 11. Sehr positiv im Hinblick auf die Kursivschrift fallen Garamont und Goudy Old Style auf. Hier sieht man, dass sie nicht nur kursiv gestellt werden. Bis auf Times New Roman eignen sich aber auch die anderen Schriften noch für die Nutzung dieser Formatierung.

Ich hoffe, der Einblick in das Zusammenspiel von Schriftart, Schriftgröße und Zeilenabstand war interessant, lehrreich und hat das Verständnis für den Buchsatz ein bisschen verbessert. Denn die Klärung der Frage „Was ist die passende Schrift für den Buchsatz?“ bildet zusammen mit den Layout bestimmenden Faktoren wie Format, Seitenränder und Bundsteg das Grundgerüst. Ohne Antwort auf diese Frage kann es kein Feintuning in der Gestaltung des Innenteils eines Buches nicht geben.

Eure Rike.

GIMP: Mit Ebenenmasken arbeiten

Heute stelle ich euch ein wirklich tolles Tool von GIMP vor: Ebenenmasken. Man kann mit ihnen viel anstellen und sie ermöglichen ein sauberes Arbeiten, wenn es darum geht, Bildbestandteile mit anderen quasi zu verschmelzen oder durchsichtig werden zu lassen.

Was bedeutet das nun konkret?

Stellt euch vor, ihr habt mehrere blickdichte Ebenen, also Bilder, übereinanderliegen und möchtet nun gezielt Bestandteile von einem zum anderen Bild übernehmen oder sogar selbst verändern. In dem Fall wären solche Arbeitsschritte wie Bereich auswählen, ausschneiden, einfügen und Co. überflüssig und viel zu aufwändig. Eine aktive Ebenenmaske ist eleganter und kann sich jederzeit deaktivieren lassen.

Ich zeige euch jetzt an einem einfachen Beispiel, wie man das machen kann.

Schritt 1: Auswahl des Bildes

Meine Wahl fällt auf eines mit einer Ameise, weil ich eine ganz bestimmte Art für meine Romanwelt erfunden habe und ich sie nirgendwo finde. Also modifiziere ich das, was ich habe. In meinem Fall wird es die Farbe sein, eine giftgrüne Ameise soll es werden.

Schritt 2: Färben

Zunächst einmal dublizieren wir das Bild genau 2x, sodass wir drei gleiche Bilder vorliegen haben. Die unterste Ebene dient uns als Backup, sollten wir das Original noch einmal benötigen.

Jetzt beschriften wir das mittlere als „Basisbild“ und das obere z. B. mit „Farbkopie“, weil wir genau das jetzt einfärben werden. Dazu nutzen wir im Menü Farben“ die Funktion „Einfärben“. Mein Ergebnis sieht so aus:

Schritt 3: Entsättigen und Ebenenmaske aktivieren

Widmen wir uns nun dem Basisbild. Dort nehme ich jetzt die Farbe heraus, entsättige es, wie der Fachmann sagen würde. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich könnte das mit der Funktion „Einfärben“ machen, indem ich den Regler für die Sättigung nach links schiebe. Ich könnte aber auch den Befehl „Entsättigen“ nehmen. Egal ob ihr diesen Arbeitsschritt gerade braucht oder nicht, klickt den Befehl im Menü „Farben“ einmal an. Es öffnet sich ein neues Fenster mit drei unterschiedlichen Auswahlmöglichkeiten.

Wie immer gibt es auch die Möglichkeit der in-time Vorschau. Meine Auswahl bleibt bei „Leuchtkraft“. Mit „OK“ wird bestätigt. Jetzt spiele ich noch ein wenig an den Kontrasten. Schließlich will ich satte schwarze Augen haben an meiner grünen Ameise.

Kommen wir nun zur Ebenenmaske. Hierzu sollte zwingend das Ergebnis der Arbeit bekannt sein. In meinem Fall will ich meiner grünen Ameise schwarze Augen verpassen. Also arbeite ich mit dem eingefärbten Bild weiter. Es muss zwingend über dem entsättigten Bild liegen also der Basis, was ja auch der Fall ist. Die Anordnung besteht ja seit Beginn der Arbeit, ansonsten müsste man die Ebenen jetzt noch in die richtige Reihenfolge bringen.

Im Ebenendialog sind alle Ebenen gelistet. Mit einem Rechtsklick auf die eingefärbte Ebene öffnet sich ein Extra-Menü. Es gibt eine Reihe an Auswahlmöglichkeiten. Einige davon dürften euch bereits bekannt sein, einige selbsterklärend, einiges noch fremd. Wir wählen den Befehl „Ebenenmaske hinzufügen“ aus und – oh Wunder – ein neues Auswahlfenster öffnet sich.

Hier bestimmen wir die Art der Maske. Die Auswahl ist erschöpfend und ehrlich gesagt kann ich euch nicht zu jeder Einstellung eine Erklärung liefern. Ich selbst arbeite bisher nur mit den oberen beiden Einstellungen. Es dürften eh die geläufigsten sein. Am liebsten ist mir die mit „Weiß“ (volle Deckkraft). Was das heißt erfahren wir gleich. Zunächst bestätigen wir diese Auswahl.

Meine eingefärbte Ebene ist nun um ein Detail im Ebenendialog bereichert worden. Ihr solltet nun ein weißes Rechteck neben dem Titel der von euch ausgesuchten Ebene sehen. Das ist eure Maske und wie ihr weiterhin seht, hat sich nichts an eurem Bild geändert. Ebenenenmasken sind auf dem Bild unsichtbar. Hätten wir die Auswahl „Schwarz“ (voll Transparenz) genommen, wäre es nun unsichtbar. Probiert es aus. Ich finde es für Anfänger komplett hinderlich. Außerdem bin ich ein visueller Mensch. Ich sehe gerne, was ich da mache und bevorzuge die erste Auswahl. Allerdings richtet sich auch das immer nach dem zu erzielenden Ergebnis. Überlegt es euch also vorab gut.

Um nun die schwarzen Augen bei der Ameise herauszuarbeiten, benutze ich das Pinseltool und nehme für mich passende Einstellung im Werkzeugkasten vor. Meine Wahl fällt auf den Pinsel mit dem ich besonders weiche Ränder zeichnen kann. Das ist sehr leicht zu erkennen.

Je unschärfer der Pinselrand, umso höher die äußerliche Weichzeichnung. Die Farbübergänge sind nicht scharf abgegrenzt. Nun brauche ich noch eine ansprechende Pinselgröße. Meine liegt bei 8. Fürs genauere Freilegen vergrößere ich mein Bild mit dem Lupentool. Nun brauche ich noch Schwarz als Vordergrundfarbe.

Wenn weiß uns volle Deckkraft erzeugt, ist schwarz folglich volle Transparenz.

Vorsichtig male ich nun in der Ebenenmaske meinen freizulegenden Bereich aus. Habe ich zu viel ausgemalt kann ich entweder den gesamten Arbeitsschritt mit der Tastenkombination „Strg+Z“ rückgängig machen, im Menü unter „Bearbeiten“ dasselbe tun oder aber ich korrigiere mit weiß. Ihr habt die freie Auswahl.

Achtet darauf, dass die maskierte und die entsättigte Ebene sichtbar sind, also das Augensymbol vor der Ebene im Dialog liegt.

Solltet ihr merken, an der maskierten Ebene noch farbliche Veränderungen vornehmen zu wollen, müsst ihr die Ebenenmaske zunächst deaktivieren. Ansonsten werdet ihr euch stets in der Maske befinden. Farben haben hier die Angewohnheit einen gewissen Grad an Transparenz bzw. Deckkraft zu haben.

Masken aktiviert, deaktiviert oder löscht ihr im Menü des Ebenendialogs, ein einfacher Rechtsklick auf der zu bearbeitenden Ebene. Erkennbar ist die deaktivierte Maske an ihrer roten Umrandung.

Tja, und das war es dann auch schon wieder. Ich hoffe, es war alles verständlich und hilft euch beim Arbeiten mit Ebenenmasken.

Eure Rike.

Was ist Mainstream?

Diese Frage werden sich vermutlich schon einige von euch gestellt haben. Immerhin bezeichne ich meine Bücher, meine Geschichten, als non-Mainstream. Eine wortwörtliche Übersetzung, der Begriff entstammt dem Englischen, hilft leider nicht weiter. Mit „Hauptströmung“ lässt sich in der Bücherwelt wenig anfangen, wenngleich es schon ein kleiner Fingerzeig ist. Mainstream ist vielmehr als kultureller Geschmack einer breiten Masse zu verstehen oder kurz gesagt Massenkultur.

Woran erkennt man Mainstream?

Gute Frage und zugleich eine sehr wichtige. Es gibt eine Reihe an Punkten, die einem helfen, ein Werk als Mainstream oder non-Mainstream einzuordnen. Geschichten sind allgemeinhin in Genre und Subgenre unterteilt. Einige Genre sind bei der breiten Masse richtig gefragt, während andere nur wenig gelesen werden. Das ist schon einmal ein guter Indikator dafür, es mit einem Mainstreamwerk zu tun zu haben, aber noch längst kein Beweis. Es lohnt sich daher, genauer hinzusehen.

Massentaugliche Geschichten besitzen ähnliche Erzählstrukturen, Abläufe, Handlungen, Charakterprofile und Charakterkombinationen. Es gibt also ein Schema F, nach dem sog. Mainstream-Autoren schreiben, weil diese Art der Geschichte gut bei den Lesern ankommt. Es wird also der Lesegeschmack einer breiten Masse bedient. Anders als bei einem kurzfristigen (Mode) Trend kann sich der Mainstream in der Bücherwelt lange konsequent halten.

Sehr oft bereitet ein Hype einem Werk den Weg in den Mainstream. Spätestens wenn andere Autoren ähnliche Werke veröffentlichen, weil das Ursprungswerk eingeschlagen hat wie eine Bombe, ist das ein sicheres Zeichen für den Mainstream. Handlung, Ablauf der Geschichte und die Charaktere variieren zwar, aber nur im engen Rahmen und besitzen eine unverkennbare wiederkehrende Ähnlichkeit, die die breite Masse an Lesern anzieht, sogar genreübergreifend.

Was unterscheidet den Mainstream vom non-Mainstream?

Individualität findet sich im Mainstream so gut wie nie und wenn dann in so geringen Mengen, dass es nicht zum Alleinstellungsmerkmal taugt, um sich von der breiten Masse abzuheben. Das aber wäre nötig, um die Grenze zu durchbrechen. Wenige Autoren gehen gerne das Risiko einer zu starken Abwandlung oder gar einer kompletten Neukreation ein. Leser sind Gewohnheitsmenschen, das muss man sich eingestehen und akzeptieren. Nicht umsonst haben es neue Genre oder gar Genremischungen schwer am Buchmarkt Fuß zu fassen. Leser von etwas Neuem zu überzeugen, ist schwer. Wenn das aber gelingt, kann daraus eine gut belesene Nische werden oder sogar mehr. Da steckt man nicht drinnen. Ein großes Hindernis ist natürlich der Lesegeschmack. Sind die Vorlieben der breiten Masse in einer Neukreation zwar bedient, aber zusätzlich mit Elementen verknüpft, die sie nicht oder kaum annehmen, kann ein Autor oder die Werbung zum Werk noch so grandios sein. Das Buch wird es schwer haben und nicht zum Mainstream zählen.

Gibt es Autoren, die bewusst non-Mainstream schreiben?

Ja, natürlich. Dafür gibt es unterschiedliche Motive. Für mich war das eine bewusste Entscheidung. Ich wollte mit meinen Geschichten und dem Setting dahinter hervorstechen, nicht gewöhnlich sein und etwas Neues bieten, zeigen, dass es mehr gibt, als auf dem Buchmarkt existiert. Fantasy ist ein so wunderbares Genre, grenzenlos an Möglichkeiten, ein riesiges Gebiet, um sich als Autor auszutoben, seiner Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Ich wollte nie in einer kleinen und exakt abgesteckten Bubble sitzen.

Außerdem kann ich nicht nach dem Geschmack anderer Leute schreiben. Ich schreibe, was mich interessiert, wie ich Geschichten liebe. Das fühlt sich für mich viel besser an, als wenn ich mich verbiegen müsste. So erreiche ich sicher nicht viele Leser, aber die, die ich erreiche, bei denen kann ich zu 90% sicher sein, den gleichen Lesegeschmack getroffen zu haben. Es gibt nämlich nicht wenige Leser, die nach einer gewissen Zeit gesättigt sind vom Mainstream und dann nach Abwechslung suchen, entweder zeitweilig oder auf Dauer. Einige davon finden ihren Weg zu mir. Ihr esst auch nicht jeden Tag das gleiche Gericht, oder?

Was ist nun besser: Mainstream oder Non-Mainstream?

Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, da mit der Entscheidung immer der persönliche Lesegeschmack einhergeht. Ich empfinde Mainstream als langweilig und vorhersehbar, weil Mainstream – siehe weiter oben – einen schematischen Aufbau besitzt. Ich möchte aber Überraschungen, Spannung, Neues erleben und entdecken. Dabei darf es gerne auch eine Liebesbeziehung geben, ich komme aber auch gut ohne klar und oftmals ist mir das sogar lieber, weil Liebesgeschichten als überaus mainstreamig (fast) überall eingebaut werden. Gut, ich habe auch eine in meinen Geschichten eingebaut, doch die kommt nur am Rande vor und dient meinen Protagonisten als zusätzlicher Motivationsschub, hat also eine richtige Funktion in meinem Plot. Außerdem ist der Rest vom Setting so sehr abseits vom Mainstream, dass ich mir diesen Luxus einfach gegönnt habe.

Zum Abschluss meines Artikels möchte ich noch ein Beispiel hervorkramen, das jeder kennt:
Harry Potter.

Als damals Harry Potter rauskam, habe ich die Bücher gerne gelesen. Heute zählt Harry Potter tatsächlich zum Mainstream. Das sieht man daran, dass Autoren mit ähnlich gestrickten Werken nachgezogen sind und die sich relativ gut verkauft haben und es teilweise noch tun. Aber sie reichen meiner Meinung nicht an das Original heran. So ist das übrigens mit vielen „Nacheiferern“ und anhand dieses Beispiels sieht man sehr schön, dass ein kreatives Werk, das zuvor niemand wollte, mit der Zeit einen neuen Mainstream begründen kann und von Kopien unerreicht bleibt. Insofern denke ich, lohnt es sich nur bedingt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, und ist wohl nur für diejenigen lukrativ, die gewisse Vorgaben beim Schreiben brauchen und im Jahr eine gewisse Anzahl an Werken abliefern müssen. Für wahre Kreativbomben unter den Autoren ist Mainstream eher weniger geeignet.